Neues aus Sportdeutschland

Völlig losgelöst: Wie die Eishockeyfrauen die Qualifikation für die Winterspiele 2026 schafften

Die Arbeit von drei Jahren, sie hätte innerhalb weniger Sekunden ausgelöscht gewesen sein können. Als am Sonntagabend in Bremerhaven beide Mannschaften feierten - die deutschen Eishockeyfrauen, weil sie das Ticket für die Olympischen Winterspiele 2026 gelöst zu haben glaubten, die Gegnerinnen aus Ungarn, weil sie dachten, den Last-Second-Ausgleich erzielt und die Entscheidung aufgeschoben zu haben - da wurde wieder einmal deutlich, warum wir alle den Sport so sehr lieben, wie wir es tun: Weil er Emotionen freisetzt und Geschichten schreibt, die wir im „normalen“ Alltag selten erleben. 

Daria Gleißner stand, als die Spieluhr dem Ende der regulären 60 Minuten im letzten Spiel des Qualifikationsturniers entgegentickte, hinter der Bande. Nachdem sowohl Deutschland als auch Ungarn ihre Partien gegen Österreich und die Slowakei gewonnen hatten, wurde das direkte Duell zum Endspiel um das Olympiaticket, das nur der Sieger lösen würde. „Ich habe gesehen, wie die Uhr auf 0:00 sprang, dann habe ich die Schlusssirene gehört. Als ich gerade aufs Eis sprang, sah ich, wie die eine Schiedsrichterin ein Tor anzeigt. Aber ich war mir sicher, dass es nicht zählen würde, denn die Zeit war ja abgelaufen“, sagt die Verteidigerin, die in der DFEL für den ECDC Memmingen aufläuft, am Tag nach dem Nervenkrimi. Dennoch dauerte es einige Minuten, bis das Schiedsrichterinnen-Gespann den 2:1-Sieg der deutschen Auswahl als endgültig erklärte - und alle Dämme brechen durften. 

Angelina Köhler wirbt für Teilnahme am Programm „Schutz vor Hate Speech“

Es ist das Beben in ihrer Stimme, das verrät, wie sehr das Thema sie immer noch beschäftigt, auch wenn dessen Ursprung mittlerweile ein halbes Jahr zurückliegt. „Ich habe die volle Breitseite des Hasses abbekommen“, sagt Angelina Köhler, „und was mich ganz besonders mitnimmt: Es hört nicht auf! Noch immer bekomme ich deswegen Hassnachrichten. Das ist wirklich absolut krass.“ Tatsächlich, das ist es. Umso wichtiger, dass sich die deutsche Spitzenschwimmerin entschieden hat, ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit zu teilen. Weil sie dafür sensibilisieren möchte, welche Gefahren im Umgang mit den sozialen Medien lauern. Und weil sie den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) unterstützen möchte im Vorhaben, seine Kampagne „Schutz vor Hate Speech“ auch bei den Olympischen Winterspielen in Italien im Februar 2026 fortzuführen und auf eine breitere Basis zu stellen. 

Was war passiert? Im olympischen Rennen über die 100 Meter Schmetterling bei den Spielen in Paris im August 2024 hatte Angelina Köhler als amtierende Weltmeisterin die Bronzemedaille um 21 Hundertstelsekunden verpasst. Platz drei ging stattdessen an die Chinesin Zhang Yufei - eine der 23 Schwimmer*innen aus dem Reich der Mitte, die unter Dopingverdacht standen. 2021 war sie auf das verbotene Herzmedikament Trimetazidine getestet worden, die Welt-Antidoping-Agentur WADA allerdings folgte der Erklärung chinesischer Behörden, nach der die verbotene Substanz über verunreinigte Nahrung aufgenommen worden sei. 

Angelina Köhler, die viel Wert darauf legt, zu ihren Werten und moralischen Vorstellungen zu stehen, sprach in Interviews freimütig und in Tränen aufgelöst darüber, dass Rang vier hinter der Chinesin durchaus einen Beigeschmack habe. Die BILD machte daraus die Schlagzeile „Doping-Chinesin klaut unserer Schwimm-Königin Bronze“. Daraufhin brach eine Welle der Entrüstung über Angelina Köhler herein, vor allem aus China kamen unzählige Nachrichten, viele davon nicht in chinesischer, sondern in englischer und deutscher Sprache, generiert von Bots. 

Olympische Winterspiele 2026 - Das solltest Du wissen

1. Wann finden die Olympischen Winterspiele 2026 statt?

Die Olympischen Winterspiele 2026 finden vom 6. bis 22. Februar 2026 in Italien statt.

2. Wo genau finden die Spiele statt?

In den Städten Mailand und Cortina d’Ampezzo sowie in den Regionen Lombardei (Bormio & Livigno) und Venetien (Verona) und in den autonomen Provinzen Trient (Fleimstal) und Bozen (Antholz).

Die Spiele werden im San-Siro-Stadion in Mailand eröffnet und in der Arena von Verona ihren Schlusspunkt finden.

3. Welche Sportstätten werden für die Olympischen Winterspiele 2026 genutzt?

Für die Olympischen Winterspiele 2026 kommen hauptsächlich bestehende oder temporär errichtete Sportstätten zum Einsatz. Insgesamt wird es 13 Wettkampfstätten geben, von denen elf bereits heute existieren oder lediglich temporär erbaut werden.

Die wichtigsten Sportstätten sind:

  • Mailand:
    • Mediolanum Forum (Eiskunstlauf, Shorttrack)
    • PalaItalia Santa Giulia (Eishockey)
  • Cortina:
    • Olimpia delle Tofane (Ski Alpin - Damen)
    • Eugenio Monti Sliding Centre (Bob, Rodeln, Skeleton)
  • Antholz:
    • Antholz Biathlon Arena (Biathlon)
  • Bormio:
    • Stelvio-Piste (Ski Alpin - Herren, Ski Mountaineering)
  • Val di Fiemme (Predazzo & Tesero):
    • Trampolino Dal Ben (Skispringen, Nordische Kombination)
    • Lago di Tesero (Langlauf, Nordische Kombination)

Mailand Cortina 2026: Deutsches Haus in den Dolomiten

Ursprünglich, gemütlich - und mitten in der Natur mit Blick auf die dolomitischen Bergketten. Der „Golfclub Cortina“ oberhalb des renommierten Wintersportzentrums von Cortina d’Ampezzo bietet mit seiner exponierten Lage und seiner traditionellen Holzbauweise das ideale Ambiente für ein stimmungsvolles Sport- und Naturerlebnis. In diesen Genuss können zu den Olympischen und Paralympischen Winterspielen 2026 auch die Gäste des Deutschen Hauses kommen, wenn die Location im kommenden Februar und März zum „Home of Team Deutschland“ wird - wie gewohnt ganz nah am sportlichen Geschehen. Im Mountain-Cluster von Cortina d’Ampezzo werden zu den Olympics die Bob-, Rodel- und Skeletonwettbewerbe, die Ski Alpin-Rennen der Frauen sowie das Curling-Turnier ausgetragen. Bei den Paralympics stehen dort die Eröffnungsfeier sowie die Sportarten Para Ski alpin, Para Snowboard und Rollstuhlcurling auf dem Programm. Die Biathlon-Konkurrenzen finden im rund 60 Kilometer entfernten Antholz statt.

Die Entscheidung für den Golfclub verkündete Claudia Wagner, Geschäftsführerin der Deutschen Sport Marketing (DSM) und in dieser Rolle verantwortlich für die Konzeption und Umsetzung Deutscher Häuser, im Rahmen eines digitalen Pressegesprächs unter dem Motto „One year to Mailand Cortina 2026“ gemeinsam mit Olaf Tabor, Vorstand Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), in der DOSB-Zentrale in Frankfurt.

One year to go! Geschichte schreiben mit einem Jahr Anlauf

Die Euphorie von Menschen, die Geschichte schreiben können, strahlen sie noch nicht aus. Aber das muss man Tatjana Paller und Finn Hösch nun wirklich nachsehen, denn um Historisches zu schaffen und als erste deutsche Athlet*innen in ihrer Sportart an Olympischen Spielen teilzunehmen, fehlt ihnen etwas Entscheidendes: die Qualifikation. Weil jedoch das Skibergsteigen, im internationalen Sprachgebrauch als Ski Mountaineering (kurz: Skimo) bekannt, die einzige Neuaufnahme im Programm von Mailand Cortina 2026 darstellt, und weil wir selbstverständlich an unsere besten nationalen Asse glauben, sind Tatjana und Finn die passendsten Gesprächspartner, um genau ein Jahr vor dem Start der Festspiele in den italienischen Alpen (6. bis 22. Februar 2026) den Countdown einzuläuten.

Das gilt insbesondere deshalb, weil die beiden so anschaulich und beseelt von ihrem Sport erzählen, dass man ihnen die Fahrkarte nach Bormio, wo die Skimo-Medaillenkämpfe stattfinden werden, am liebsten direkt ausstellen würde. Doch so einfach ist das leider nicht - dazu später mehr. Zunächst einmal gilt es zu klären, was eigentlich die Faszination dieses Sports ausmacht. Und da sind sich Finn und Tatjana einig: „Das Besondere ist der Mix aus Ausdauer und Kraft beim Aufstieg, skifahrerischen Skills bei der Abfahrt und technischen Fähigkeiten in den Wechselbereichen!“

Vier Disziplinen werden in der Weltcupsaison, in der sich die beiden der Sportfördergruppe der Bundeswehr Angehörigen zwischen den Events in Arinsal (Andorra) und Boi Taüll (Spanien) aus einer Ferienwohnung in Spanien zugeschaltet haben, ausgetragen: Sprint, das als Königsdisziplin geltende Individual (Langstrecke), Vertical (nur bergauf) und Mixedstaffel. Um beim Aufstieg nicht ins Rutschen zu geraten, werden den ultraleichten Ski Steigfelle untergeschnallt, die vor der Abfahrt in den Wechselzonen abgezogen werden müssen. Dazu gibt es Tragepassagen, auf denen die Bretter geschultert werden müssen. Bei Verstößen gegen die Regeln beim Wechseln drohen Strafzeiten. Skibergsteiger*innen sind also, vergleichbar mit Triathleten, vollkommene Allrounder.

Aus Gründen der optimalen TV-Vermarktbarkeit haben es nur der Sprint, bei dem in mehreren Runden jeweils rund 80 Höhenmeter auf und ab zu absolvieren sind, und die Mixed Relay ins olympische Programm geschafft. Für Tatjana und Finn ist das ein Segen, „denn das sind ihre jeweils stärksten Disziplinen“, sagt Bundestrainer Max Wittwer, „was die beiden ausmacht, ist ihr Wille, vom Start weg voll mitzuspielen und das Feld von vorn zu kontrollieren. Und sie sind ein eingespieltes Team, da merkt man, dass das sehr gut funktioniert.“ Wobei bis auf das Wechseltraining kaum Einheiten gemeinsam absolviert werden. „Dafür sind die körperlichen Unterschiede zu groß, da geht jeder sein eigenes Tempo“, sagt Tatjana.

Während Finn als Kindergartenkind schon auf Skiern stand und sich bei einem Nachwuchscamp in Österreich ins Skibergsteigen verliebte, war Tatjanas Weg in den Wintersport verschlungener. „Ich war zwar in der Jugend auch oft zum Alpinskifahren unterwegs, aber mit dem Leistungssport habe ich auf dem Rad begonnen“, erzählt die 29-Jährige, die für die Sektion Tölz des Deutschen Alpenvereins (DAV) startet, unter dessen Ägide Skibergsteigen ausgetragen wird. Bis in den Bahnrad-Bundeskader schaffte sie es, bei Olympischen Spielen ging es allerdings nicht über die Position der Ersatzfrau hinaus. Als ihr nach dem Abschied aus dem Radsport 2020 klar wurde, dass ihr Hobby Skibergsteigen auch ein richtiger Wettkampfsport mit Weltcup und WM ist, sattelte sie um, „weil das Feuer für den Leistungssport noch da war.“

Eine Entscheidung, die sie nie bereut hat, und die sich nun, da Skimo olympisch wird, „wie eine Einmal-im-Leben-Chance anfühlt. Es geht noch einmal eine Tür auf, das ist toll für mich“, sagt sie. Im Einzel hat Tatjana Paller bislang international keinen Podestplatz vorzuweisen, achtmal wurde sie aber bereits Vierte. Finn dagegen holte erst vor kurzem bei den Winter World University Games in Turin (Italien) Gold im Sprint. „Und im Mixed zählen wir schon zu den Top-fünf-Nationen“, sagt der 22-Jährige, der für die DAV-Sektion Bergland München startet und wie Tatjana sein Heimat-Skigebiet Lenggries am liebsten hat. Die führenden Nationen sind die Alpen-Anrainer Schweiz, Österreich, Italien und Frankreich, „aber die Chinesen holen gerade richtig auf. Unser Sport hat sich durch die Aufnahme ins Olympiaprogramm in der Breite professionalisiert, die weltweite Leistungsdichte nimmt deutlich zu“, sagt Bundestrainer Wittwer.

Was das Rennen um die Olympiatickets - zwölf Staffeln und je 18 Teilnehmende pro Geschlecht im Sprint sind zugelassen - nicht gerade leichter macht. „Die Qualifikation ist ziemlich kompliziert“, setzt Tatjana zu einer Erklärung an – und spult dann eine Ausarbeitung ab, an deren Ende man das Gefühl hat, dass es den beiden für das vollständige Verständnis des Modus durchaus hilft, dass sie sich an der Technischen Universität München - Tatjana studiert Sport und Wirtschaft auf Lehramt, Finn Maschinenbau - viel mit Mathematik beschäftigen. Um es einfach zusammenzufassen: Die nächste Chance zur Qualifikation bietet die WM in Morgins (Schweiz/3. bis 8. März), wo allerdings Gold oder Silber zur Direktbuchung notwendig sind. Und wenn das gelingt, sind das auch nur Nationenplätze, die sie in internen Ausscheidungsrennen im kommenden Winter vor den Spielen bestätigen müssten.

Bange ist ihnen davor keineswegs. Dank der Förderung durch die Bundeswehr und die Sporthilfe können sie sich zu 100 Prozent auf ihren Sport konzentrieren. Und spätestens beim Testevent in Bormio, das vom 21. bis 23. Februar angesetzt ist, werden die Bilder, wie sie unter den fünf Ringen am Start stehen, Gestalt annehmen. „Wenn ich an Olympia denke, kommt mir vor allem Biathlon in den Sinn. Aber ich möchte meine eigenen Bilder kreieren“, sagt Finn. Sollte die Qualifikation nicht gelingen, „dann werde ich meinen Sport genauso weitermachen wie bislang auch.“ Wird aber schon gelingen, deshalb startet an diesem Donnerstag für Tatjana, Finn und all die anderen deutschen Hoffnungsträger der Countdown: nur noch ein Jahr bis zum Start!

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