Neues aus Sportdeutschland
Ohne Ehrenamt geht es nicht!
Der DOSB hat zehn Forderungen an die neue Bundesregierung aufgestellt - und wir untermauern diese in den Wochen des Bundestagswahlkampfs und der anschließenden Koalitionsverhandlungen mit der Unterstützung von Testimonials aus dem Leistungssport, um anhand von Beispielen aus der Praxis deutlich zu machen, was diese Forderungen dem organisierten Sport bedeuten. Der Link zu allen zehn Forderungen findet sich am Textende. In Folge 3 geht es um Zusammenhalt und Zukunft.
Ein guter Trainer kann den Unterschied machen, wenn es um die Frage geht, ob ein junger Mensch seinem Sport treu bleibt. Für Léa Krüger war der Mann, der sie ins Fechten einführte, sogar mehr als ein Unterschiedmacher. „Mein erster Trainer, als ich mit zwölf Jahren beim Fechterring Nürnberg e.V. mit meinem Sport angefangen habe, hieß Albert, und er hat den Grundstein dafür gelegt, dass ich mich ehrenamtlich engagiere“, sagt Léa Krüger. Es habe einige Zeit gedauert, bis sie verstanden hatte, dass Albert im Hauptberuf etwas ganz anderes war als Fechttrainer. „Er hat das Training ehrenamtlich geleitet, einfach weil es ihm so viel Freude bereitete, sein Wissen an Jugendliche weiterzugeben. Für mich war das die erste Berührung mit dem Thema Ehrenamt, und ich war wahnsinnig beeindruckt.“
Um ein Paket zur Stärkung und Entlastung des ehrenamtlichen Engagements und den Start einer Digitaloffensive geht es in Punkt drei der zehn Forderungen umfassenden To-do-Liste des DOSB für die Bundespolitik, und es kann wohl kaum eine kompetentere Gesprächspartnerin für diesen Bereich geben als die Säbelspezialistin vom TSV Bayer Dormagen. Nicht nur, weil sie in ihrer Karriere nach Albert noch viele ehrenamtlich tätige Menschen kennen gelernt hat. Sondern vor allem, weil sie sich selbst unentgeltlich für die Belange anderer einsetzt. 2020 übernahm sie beim Deutschen Fechter-Bund das Amt der Athletensprecherin, seit drei Jahren ist die 28-Jährige im Präsidium des Vereins Athleten Deutschland e.V. und in der Athletenkommission des DOSB engagiert.
Der Moment, in dem Léa Krüger verstand, warum ehrenamtliches Engagement unerlässlich ist für den Sport in Deutschland, liegt allerdings etwas weiter zurück. „Als ich 15 war, bin ich ans Sportinternat nach Dormagen gewechselt. Dort werden regelmäßig Turniere ausgerichtet, unter anderem auch ein internationaler Junioren-Weltcup. Dafür müssen alle mit anpacken, es ist eine Mordsarbeit. Und das hat meinen Blick dafür, was für das Funktionieren des Sportbetriebs notwendig ist, total verändert“, sagt die angehende Juristin, die ihr Studium an der Uni Köln in diesem Frühjahr mit dem ersten Staatsexamen abschließen möchte.
In den vielen Jahren, die sie im Leistungssport verbracht hat, sei ihr klar geworden, dass mehr Wertschätzung für das Ehrenamt nicht nur ein bislang ungelöstes Dauerthema ist, sondern auch für die meisten gar nichts mit Geld zu tun hat. „Die wenigsten Ehrenamtler entscheiden sich dafür, aktiv ein Amt zu suchen. Vielmehr ist es so, dass man irgendwann einen Bereich findet, für den man so sehr brennt, dass man sich einbringen möchte. Das ist eine intrinsische Motivation, die nichts damit zu tun hat, ob es dafür Geld gibt oder nicht“, sagt sie. Ihr Antrieb, sich in der Athletenvertretung einzubringen, sei das Gefühl gewesen, für nachfolgende Generationen etwas zum Positiven verändern zu können. Und sie erzählt von einer Idee, die sie gemeinsam mit Siebener-Rugby-Nationalspieler Ben Ellermann nach den Olympischen Spielen in Paris umgesetzt hat. „Wir haben einen Safe Space geschaffen, in dem wir uns mit anderen Athletinnen und Athleten zum Thema mentale Gesundheit ausgetauscht haben. Zunächst dachte ich, dass das kaum jemanden interessiert, aber dann waren viele dabei und wir haben richtig tolles Feedback bekommen und den Wunsch, dieses Konzept auszubauen.“
Genau darin liegt ihrer Meinung nach auch die wichtigste Entlohnung. „Wenn ich spüre, dass ich einem Menschen helfen konnte, auch nur einen Kieselstein aus seinem Weg zu räumen, ist es für mich die Bestätigung, dass meine Arbeit Sinn ergibt“, sagt sie. Als Realistin, die sie ist, weiß Léa Krüger, dass die finanziellen Mittel, um die rund acht Millionen ehrenamtlich Tätigen angemessen zu entlohnen, nicht zur Verfügung stehen. „Deshalb glaube ich, dass wir andere Anreize setzen müssen, um mehr Wertschätzung zu erreichen.“ Herausragende Veranstaltungen wie die „Sterne des Sports“, bei denen ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet wird, würde sie gern ausgeweitet sehen, „zum Beispiel mit mehr gemeinsamen Festen oder Galas, bei denen das Ehrenamt im Fokus steht und geehrt wird.“ Außerdem wünscht sie sich, dass Geschichten über Menschen im Ehrenamt häufiger in den Medien zu finden wären, „um die Sichtbarkeit zu erhöhen und dadurch andere zum Nachahmen zu animieren.“
Der DOSB trauert um den großen Sportsfreund Horst Köhler
Ein stets fairer Umgang mit seinen Mitmenschen; der Hang dazu, sich an Spielregeln zu halten; dazu ein ausgeprägter Sinn für Ordnung und Disziplin sowie die Fähigkeit, klar und ehrlich zu kommunizieren: Wer in den vergangenen Tagen die Nachrufe auf Horst Köhler las, in denen diese Eigenschaften als prägend hervorgehoben wurden, der kam kaum umhin, Parallelen zwischen dem politischen Wirken des neunten Bundespräsidenten Deutschlands, der vom 1. Juli 2004 bis zum 31. Mai 2010 amtierte, und seiner Begeisterung für den Sport zu ziehen.
Als Horst Köhler am 10. März 2009 als erster Träger der Ehrenmedaille des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auserkoren und vom damaligen DOSB-Präsidenten Thomas Bach geehrt wurde, sagte er in seiner Dankesrede: „Sport ist ein Schlüsselelement für den Menschen zu seiner Zufriedenheit und seiner Erfüllung. Sport ist ein ganz wichtiger Bereich auch in meinem Leben, ich bin jemand, der den Sport braucht.” Und weil der ehemalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), der am vergangenen Samstag nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren verstarb, seiner Leidenschaft immer wieder durch die Unterstützung für den Sport in seiner Breite Ausdruck verlieh, ist die Betroffenheit über seinen Tod im DOSB groß.
„Die Nachricht vom Tod unseres ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler macht uns traurig. Als erster Schirmherr des DOSB und erster Träger der DOSB-Ehrenmedaille hat er sich stets für den Sport in Deutschland eingesetzt und dessen Bedeutung für unsere Gesellschaft hervorgehoben. Sein Engagement und seine Leidenschaft werden uns immer in Erinnerung bleiben. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Angehörigen”, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert.
Horst Köhler, der in seiner Jugend in der Schulmannschaft am Mörike-Gymnasium in Ludwigsburg Handball gespielt hatte, war nach der Fusion des Nationalen Olympischen Komitees und des Deutschen Sportbundes zum DOSB im Mai 2006 in erster Amtszeit Bundespräsident und wurde deshalb zum ersten Schirmherrn des DOSB. Er empfing regelmäßig erfolgreiche Athlet*innen, lud das Präsidium des DOSB zu Jahresgesprächen ins Schloss Bellevue ein und zeichnete mehrfach die Sieger beim bundesweiten Vereinswettbewerb „Sterne des Sports“ in Berlin aus. Emotionaler Höhepunkt seiner Amtszeit war aber, so hat es Horst Köhler selbst erzählt, der Titelgewinn der Handballmänner bei der Heim-WM 2007, bei dem er das Team von der Tribüne aus lautstark und mit einem Fanschal um den Hals beim 29:24-Sieg im Finale gegen Polen unterstützte.
Ein halbes Jahr nach seinem Rücktritt als Bundespräsident, den er aus Gewissensgründen nach Kritik an einer von ihm in einem Interview getätigten Aussage über Auslandseinsätze der Bundeswehr vollzog, wurde der leidenschaftliche Skifahrer und Bergwanderer für vier Jahre zum persönlichen Mitglied im DOSB gewählt. Zwei Jahre später hielt er auf der DOSB-Mitgliederversammlung in Stuttgart eine Rede zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Sportabzeichens, das Köhler mehrfach ablegte und in Gold verliehen bekam, in der er einen viel beachteten Satz sagte: „Sport und Bewegung tragen elementar zu Gesundheit und Lebensfreude bei. Für mich ist Sport eine Art Grundnahrungsmittel.“
Thomas Arnold, Vorstand Finanzen im DOSB und bereits zu Köhlers Zeiten im Dachverband des deutschen Sports tätig, erinnert sich mit Freude an die gemeinsamen Jahre zurück. „Wir haben Bundespräsident Horst Köhler stets als einen engen Partner des Sports erlebt. Dies zeigte sich nicht nur bei seinen Besuchen der deutschen Olympiamannschaften, bei denen er stets einen engen Kontakt mit den Athletinnen und Athleten pflegte. Über seine frühere berufliche Tätigkeit, insbesondere als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, war er dem Sport auch auf besondere Weise verbunden und zugetan.“
Nun ist Horst Köhler, der 1997 zum Thema „Freisetzung von Arbeit durch technischen Fortschritt“ am Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung der Universität Tübingen promoviert hatte, nicht mehr unter uns. Es bleiben die Erinnerung an einen großen Unterstützer des Sports – und ein Satz als Vermächtnis, ausgesprochen vor 15 Jahren und heute so aktuell wie damals: „Der Sport ist gerade in dieser Zeit voller Krisen ein wichtiges Medium, um damit fertig zu werden und auch an anderer Stelle Kraft und Zuversicht zu tanken.“
Spaß geht vor Erfolg - aber gewinnen möchte er trotzdem
Doch, sagt Luka Kamissek, auf dem Podium zu stehen, das fände er schon gut. Aber wichtiger als Gold, Silber, Bronze ist für ihn, Spaß zu haben und mit so vielen Kollegen aus verschiedenen Nationen etwas zu erleben. „Die Leute, die ich ohne den Sport niemals kennengelernt hätte, sind das, was mich am Snowboarden besonders fasziniert. Es macht doch viel mehr Spaß, wenn dir jeder zujubelt und mit dir fiebert, als den anderen nichts zu gönnen“, sagt das 16 Jahre alte Toptalent vom TSV 1860 München. Weil es in seinem Sport eben elementar ist, die Konkurrenz nicht als Gegner zu betrachten, sondern sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen, wird Luka Kamissek auch vor dem größten Wettkampf seiner noch jungen Karriere nicht von seiner Prämisse abrücken: Spaß geht vor Erfolg!
An diesem Freitag reist der Münchner, der im Sportinternat Berchtesgaden lebt, trainiert und zur Schule geht, mit dem Team D nach Georgien. Dort findet an den drei Standorten Bakuriani, Batumi und Tiflis vom 9. bis zum 16. Februar das European Youth Olympic Winter Festival statt. Knapp 1.000 Nachwuchsathlet*innen aus 46 europäischen Nationen können in acht olympischen Sportarten einen ersten Eindruck davon bekommen, wie ein olympisches Sportgroßereignis abläuft. Das Team Deutschland ist, weil der Termin wegen des engen Wettkampfkalenders und der Priorisierung der Verbände für viele nicht passte, ein kleines, aber feines: Neben Luka sind aus dem Snowboardbereich noch Janina Walz, Joana Fuchs (beide Snowgau Freestyle Team) und Damian Millinger (WSV Bischofswiesen) dabei, dazu kommen Sophie Erhardt (Eissportclub Regensburg) und Leon Rojkov (Berliner SV 1892) aus dem Eiskunstlauf.
United by Unique am Weltkrebstag
So wie alle Menschen einzigartig sind, sind es auch ihre Geschichten. Bei jährlich rund 500.000 Menschen zählt dazu auch Krebs. Oft sind diese Geschichten mit Trauer, Ohnmacht und einem Gefühl von Ungerechtigkeit verbunden – wie auch die des kürzlich verstorbenen Eishockey-Nationalspielers Tobias Eder, um den die Sportwelt aktuell trauert. Der Profi der Eisbären Berlin hatte im August vergangenen Jahres die Diagnose Krebs erhalten und starb nun im Alter von 26 Jahren.
Der Weltkrebstag 2025 am 4. Februar steht unter dem Motto „United by Unique“ („Gemeinsam einzigartig“) und erinnert uns daran, dass der Kampf gegen Krebs eine gemeinsame, eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. 500.000 Neuerkrankungen jährlich in Deutschland sind für viele eine erschreckende Zahl, die jedoch größtenteils anonym bleibt. Doch auch wenn die Diagnose Krebs vereint, so unterscheiden sich die persönlichen Geschichten der Menschen durch eigene Erfahrungen, Bedürfnisse und Hintergründe. Hier sollen die vielfältigen Bedarfe der Menschen ein Gesicht bekommen, das Thema Krebs soll aus der Tabuzone weiter in die Mitte der Gesellschaft rücken.
Wie das Motto des Weltkrebstages gibt es aber auch Kapitel, die Hoffnung schenken, wie das von der Paralympics-Siegerin Elena Semechin, die nach den Paralympischen Spielen in Tokio die Diagnose Gehirntumor erhielt. Sie kämpfte sich wieder an die Weltspitze zurück und griff bei den Paralympischen Spielen in Paris im vergangenen Sommer erneut nach der Goldmedaille im Schwimmen. In der neuen Podcast-Folge von „Gesund in Sportdeutschland“ gibt sie uns bewegende Einblicke zu ihrer Liebe zum Sport, den Weg zurück ins Wasser und wie sie weiterhin positiv bleibt.
Für Jasper Ditzer gibt es nur ein Ziel: Den WM-Titel nach Hause holen
Sport ist manchmal brutal. Im Endspiel um die deutsche Meisterschaft im Hallenhockey ließ sich Joshua Onyekwue Nnaji am vergangenen Sonntag in der Frankfurter Süwag Energie Arena schon als Matchwinner feiern. Im Penaltyschießen gegen den Hamburger Vertreter Harvestehuder THC hatte der Torhüter des Crefelder HTC den vermeintlich letzten Versuch des Gegners pariert und sich danach im Überschwang der Gefühle die Schutzmaske vom Gesicht gerissen. Doch weil der 22-Jährige nach Meinung der Schiedsrichter den Ball regelwidrig mit der runden Seite des Schlägers aus der Gefahrenzone befördert hatte, gab es Siebenmeter für die Hamburger. Die nutzten die unverhoffte Chance – und entschieden kurz darauf das Penaltyschießen für sich. Während Pechvogel Joshua getröstet werden musste, war HTHC-Torhüter Jasper Ditzer der Mann, der von seinen Teamkollegen unter einer Jubeltraube begraben wurde.
Wenige Tage später kann Jasper Ditzer noch immer nicht so recht fassen, was ihm da gelungen ist. 18 Jahre ist der Keeper, der in diesem Sommer an der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg in Hamburg sein Abitur bestehen möchte, noch jung. Aber in puncto Empathie agiert er bereits wie einer, der schon alles erlebt hat. „Joshua und ich haben ein sehr gutes Verhältnis. Er ist ein Mega-Typ, ein toller Torhüter, ich habe riesigen Respekt vor ihm. Es war wahnsinnig hart für ihn, dass sein Team und er nicht den Titel geholt haben, und es wird ihn sicherlich auch noch beschäftigen. Aber ich weiß, dass er stark genug ist, das zu verkraften und daran zu wachsen“, sagt er.
Und weil der Sport nicht nur manchmal brutal, sondern auch kurios und deshalb so wunderbar ist, haben die beiden Torhüter in der kommenden Woche die Gelegenheit, gemeinsam daran zu arbeiten, die Wunden des vergangenen Wochenendes zu heilen. Im deutschen Kader für die Hallen-WM, die am Montag, 3. Februar, in Porec (Kroatien) startet, bilden sie das Duo, das Gegentore verhindern soll. Eine klare Nummer eins gibt es nicht, in der Gruppenphase werden sie sich die Spiele aufteilen, für die K.-o.-Runde könnte es dann eine Festlegung geben. Für Jasper Ditzer ist klar: „Egal, wer von uns spielt, der andere wird alles tun, um zu unterstützen. Wir verstehen uns als Torwartteam, in dem der eine für den anderen da ist.“
Während Joshua Onyekwue Nnaji, der seinen klangvollen Nachnamen seinem aus Nigeria stammenden Vater verdankt, als Keeper der U-21-Auswahl 2023 schon weltmeisterliche Spuren hinterlassen hat, ist das Turnier in Kroatien für Ditzer der erste internationale Großeinsatz für eine deutsche A-Nationalmannschaft. Aufgeregt ist er deswegen aber kaum. „Ich empfinde das als Ansporn und eine große Auszeichnung“, sagt er. Eine Auszeichnung, die er sich angesichts seiner Leistungen in der Hallensaison redlich verdient hat. Mit seinen herausragenden Reflexen und seiner Agilität hatte der bei Rot-Weiß Köln aufgewachsene Torwart, der mit seiner Familie als 13-Jähriger nach Hamburg zog und in den HTHC eintrat, großen Anteil daran, dass den Schwarz-Gelben eine perfekte Saison mit 13 Siegen aus 13 Spielen gelang.
Er selbst will das eigene Zutun gar nicht zu hoch hängen. Nachdem er vor einem Jahr in der Rückrunde der Feldbundesliga für den schwer am Knie verletzten Nationaltorhüter Anton Brinckman zwischen die Pfosten gerückt war, habe er einen Entwicklungsprozess durchlebt, der noch längst nicht an seinem Ende angekommen sei. „Ich habe sicherlich in diesem Winter einen großen Schritt gemacht, was meine Ruhe und meine Spielintelligenz angeht. Aber es gibt auch noch einiges, an dem ich arbeiten muss. Mein Stellungsspiel muss besser werden, und ich kann sicherlich durch mehr Erfahrung auch noch respekteinflößender auf den Gegner wirken“, sagt er.
Daran lässt sich nun bereits in Kroatien arbeiten. In der Vorrunde trifft das deutsche Team, das für dieses Turnier von den Hockey-Legenden Matthias Witthaus (42/lange deutscher Rekordnationalspieler) und Jan-Philipp Rabente (37/schoss Deutschland 2012 mit seinen beiden Toren im Finale gegen die Niederlande zum Olympiasieg) betreut wird, zunächst am Montag (9.40 Uhr) auf Malaysia, tags darauf (10.50 Uhr) auf den Iran und zum Abschluss am Mittwoch (21 Uhr) auf Argentinien. „Über unsere Gegner weiß ich nichts, wir werden sie uns im Turnierverlauf anschauen und verlassen uns darauf, dass unser Trainerteam uns optimal einstellt“, sagt Jasper Ditzer.
Tatsächlich ist die Vorbereitung auf eine Hallen-WM nicht ganz einfach, Videomaterial von den teils exotischen Gegnern – gegen den Iran, der in der Halle zuletzt zweimal WM-Bronze gewann, hat Deutschland im Feldhockey keinerlei Erfahrung – existiert oft nicht. Dennoch zeigt ein Blick auf die Bilanz, dass es mit der deutschen Dominanz im Hallenhockey, die Außenstehende oft erwarten, nicht allzu weit her ist. Während die deutschen Damen, die in Porec in der Vorrunde auf Neuseeland (Mo., 16.40 Uhr), Australien (Mi., 13.30 Uhr) und Namibia (Do., 13.30 Uhr) treffen, immerhin 2018 in Berlin den bislang letzten ihrer drei WM-Titel holten, warten die Herren seit 2011 auf Titel Nummer vier. Jasper Ditzer ist allerdings zuversichtlich, diese Serie im Finale am 9. Februar (19.30 Uhr) beenden und Titelverteidiger Österreich, in dessen Kader in Fülöp Losonci und Moritz Frey zwei seiner HTHC-Teamkollegen stehen, beerben zu können. „Unser Kader ist richtig stark und mit einer super Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern besetzt. Ich habe nur ein Ziel: Mit dem Titel nach Hause zu fliegen“, sagt er.
Gelingt der Coup tatsächlich, könnten die zwei Keeper gemeinsam feiern, anstatt dass einer dem anderen dabei zuschauen muss. „Ich glaube, das wäre für uns beide der schönste Moment“, sagt Jasper Ditzer, „und dafür werde ich alles geben!“
Alle Infos sowie Livestreams zur Hallenhockey-WM findet ihr auf der Website des Welthockeyverbands FIH: www.fih.hockey/events/fih-indoor-world-cup-croatia-2025