Neues aus Sportdeutschland
Zurück zu alter Stärke: Wie der olympische Sommersport die Trendwende schaffen will
Eineinhalb spannende Konferenztage neigten sich ihrem Ende entgegen, als Olaf Tabor die Frage aufwarf, die sich viele Teilnehmende im Konferenzraum Arena in der Zentrale des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Frankfurt am Main stellten. „Wir haben viel gearbeitet, sehr engagiert und fachlich fundiert diskutiert, was uns zeigt, wie wichtig diese Veranstaltung war“, sagte der Vorstand Leistungssport im DOSB, „aber was machen wir nun damit?“ Eine Frage war das, deren Beantwortung in der Tiefe einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Schließlich war die Olympiakonferenz mit dem Arbeitstitel „Team D auf dem Weg in die Zukunft: Analyse und Ableitungen aus dem Olympiazyklus Paris”, zu der der DOSB in dieser Form erstmals geladen hatte, als Anstoß dazu gedacht, wichtige Veränderungen nicht nur zu diskutieren, sondern endlich auch umzusetzen. Mit dem Ziel, den Abwärtstrend der Sommersportarten zu stoppen und in der Medaillenwertung langfristig wieder unter die besten fünf der Welt vorzustoßen.
Wie schwierig diese Aufgabe ist, davon bekamen die rund 120 geladenen Gäste, darunter sowohl Sportverantwortliche und Bundestrainer*innen aus den olympischen Sommersportverbänden als auch Leiter*innen der Olympiastützpunkte, Vertreter*innen der Landessportbünde und der DOSB-Athletenkommission, einen Eindruck, der zwar nicht neu war, aber unterstrich, wie quälend der über Jahre aufgestaute Frust bei einigen geworden ist. Sachliche, aber deutliche Kritik war indes ausdrücklich erwünscht. „Wir haben dieses Format gewählt, um offen und direkt die Punkte anzusprechen, die uns daran hindern, eine bessere Performance zu bringen als bei den Spielen in Paris, bei denen wir mit der Gesamtleistung nicht zufrieden sein konnten. Deshalb war uns diese Analyse und die notwendige kritische Diskussion sehr wichtig“, erklärte Olaf Tabor, dessen Team aus dem Geschäftsbereich Leistungssport die Konferenz vorbereitet hatte, den Ansatz.
Ausdrücklich sollte die Aussprache zunächst intern erfolgen, um Vertraulichkeit und eine professionelle Atmosphäre zu garantieren. Dass einige Teilnehmende den späten Zeitpunkt der Analyse kritisierten, nahm Tabor als wichtige Anregung auf, sagte aber auch: „Solche wichtigen Termine müssen anständig vorbereitet werden.“ Und das war diese Konferenz, die vom ehemaligen ARD-Sportkoordinator und heutigen Geschäftsführer der Finals GmbH, Hagen Boßdorf, kompetent und mit viel Fachkenntnis moderiert wurde, zweifelsohne.
LEAP to Lausanne: Internationale Einblicke für deutsche Sportführungskräfte
Das Leadership-Programm, initiiert vom DOSB und dem Bundesministerium des Innern und für Heimat, bereitet Führungskräfte aus den DOSB-Mitgliedsorganisationen gezielt auf Aufgaben in internationalen Sportverbänden vor. Zum Auftakt besuchte die Delegation den Volleyball-Weltverband FIVB. Präsident Fabio Azevedo, der zuvor elf Jahre als Generalsekretär tätig war, präsentierte die strategische Ausrichtung des Verbandes und betonte die Bedeutung der internationalen Vernetzung in der Olympischen Bewegung.
Ein weiteres Highlight war der Austausch mit James Carr, Executive Director der Association of Summer Olympic International Federations (ASOIF). Schwerpunkt des Gesprächs war die Governance Review, mit der ASOIF alle zwei Jahre die Good-Governance-Entwicklung der Olympischen Weltverbände analysiert und vergleichbar macht.
Besuch im Olympic House und Gespräch mit IOC-Präsident Thomas Bach
Ein ganztägiger Besuch des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) führte die LEAP-Teilnehmer*innen in das beeindruckende Olympic House, eines der nachhaltigsten Bürogebäude der Welt. Im Gespräch mit IOC-Präsident Thomas Bach standen sein Werdegang in die internationale Sportpolitik sowie die Herausforderungen der Olympischen Bewegung im Fokus. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung von Leadership und Vernetzung auf internationaler Ebene.
Ein weiteres Highlight war die Ehrung der Teilnehmer*innen an den Olympischen und Paralympischen Spielen in der LEAP-Gruppe: Sie durften sich mit ihren Unterschriften auf der Athletes’ Wall verewigen. „Schon am ersten Tag in Lausanne war ich von den lehrreichen Einblicken begeistert. Besonders wertvoll war der Austausch mit internationalen Entscheidungsträgern, der mir neue Perspektiven auf die Governance-Strukturen der Olympischen Weltverbände eröffnete. Ich bin dankbar, dass mir das LEAP-Programm die einzigartige Möglichkeit gibt, meine Führungskompetenzen gezielt auszubauen und mich auf zukünftige internationale Aufgaben vorzubereiten“, sagte Paralympicssiegerin und Mitglied in der DOSB-Athletenkommission Mareike Miller.
Chengdu weiß zu überzeugen: Nur das Wetter bleibt ungewiss
Als Kai Schirmer am Dienstagmorgen aus Chengdu kommend wieder in Frankfurt landete, war von der Ungewissheit, mit der er eine Woche zuvor den Hinflug nach China angetreten hatte, nichts mehr übrig. „Wir können einen ganz grünen Haken hinter die Reise machen. Chengdu hat sich von seiner besten Seite gezeigt. Ich habe einen rundum sehr positiven Gesamteindruck gewonnen und gehe extrem beruhigt in die kommenden Monate“, sagt der Sportdirektor der Leistungssportsparte in der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Vom 7. bis 17. August finden in der 20-Millionen-Einwohner-Stadt in der südwestchinesischen Provinz Szechuan die World Games statt, die Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten. Rettungsschwimmen, für das die DLRG verantwortlich zeichnet, zählt zum 34 Sportarten umfassenden Wettkampfprogramm, und am vergangenen Wochenende konnten sich 128 Athlet*innen aus drei dieser Sportarten - Pétanque, Underwater (mit den Disziplinen Flossenschwimmen und Freitauchen) sowie Rettungsschwimmen - beim Testwettkampf World Games Series mit den Begebenheiten vor Ort vertraut machen.
Chance für engagierte Sportvereine: Noch bis 30. Juni bei den „Sternen des Sports“ 2025 bewerben
Ob in den Bereichen Bildung und Qualifikation, Gesundheit und Prävention, Klimaschutz oder Demokratieförderung - ebenso wie die tägliche Vereinsarbeit mit Mitgliedergewinnung, Digitalisierung, Ehrenamtsförderung oder Vereinsfesten: Alles, was den Sport und das Vereinsleben stärkt, trägt zum Gemeinwohl der Gesellschaft bei und hat eine Chance auf eine Auszeichnung bei den „Sternen des Sports“. Von der lokalen Bronzeebene über anschließend regionale Silber-Auszeichnungen bis zur Bundesebene in Gold sind zahlreiche Preise zu gewinnen. Der Gewinnerverein des „Großen Stern des Sports“ in Gold wird im Januar 2026 in Berlin ausgezeichnet und erhält ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro.
DOSB-Präsident Thomas Weikert: „Die Sportvereine leisten tagtäglich wertvolle Arbeit für unsere Gesellschaft - sei es in der Gesundheitsförderung, der Inklusion oder der Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Sie sind Orte der Begegnung und Teilhabe, an denen Werte wie Fairplay, Respekt und auch gelebte Demokratie vermittelt werden. Das, was Sportvereine für unsere Gesellschaft leisten, ist einmalig. Die ‚Sterne des Sports‘ rücken dieses Engagement in den Fokus und geben ihm die verdiente Anerkennung. Ich freue mich auf viele inspirierende Bewerbungen im Jahr 2025 und ermutige alle Sportvereine, ihre Projekte einzureichen.“
Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR): „Wir haben mit der Sterne-Auszeichnung in den über 20 Jahren gemeinsam mit dem DOSB bereits viele ideenreiche und innovative Vereinsformate würdigen können, die Menschen ehrenamtlich realisiert haben. Die Vereinsmitglieder schaffen unschätzbare Mehrwerte für ihre Mitmenschen, für die Region, für die Lebensqualität und das Miteinander vor Ort. Das ist uns Volksbanken und Raiffeisenbanken wichtig und unterstützen wir gern - ganz nach dem Motto ‚Cooperatives Build a Better World‘ des von den Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Jahres der Genossenschaften 2025. Wir freuen uns in dieser Wettbewerbsrunde daher ganz besonders auf zahlreiche Einreichungen von gesellschaftlich engagierten Sportvereinen.“
Event-Inklusionsmanager*in im Sport: Jörg Albrecht
Inklusion – das Thema treibt Jörg Albrecht schon seit Jahrzehnten um. Nicht nur ist er ehrenamtlich im Beirat behinderter Menschen der Stadt Gera aktiv, auch setzte er sich 13 Jahre lang beruflich als Interessenvertreter für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in einem Thüringer Betrieb ein. 2023 zog es ihn als Event-Inklusionsmanager zum Deutschen Badminton-Verband (DBV) nach Mülheim an der Ruhr.
Der Stellenwert von Inklusion sei in Deutschland noch auf einem niedrigen Level, es gebe zu viel Diskriminierung und Ausgrenzung, kritisiert Albrecht. Um das – wenn auch im kleinen Kontext – zu ändern, bewarb sich Albrecht für die EVI-Stelle. Verfolgt hatte er das DOSB-Projekt, das Menschen mit Behinderungen Chancen im Sport-Arbeitsmarkt eröffnet, schon seit dem Projektstart.