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„Im Derbypark Klein Flottbek könnte man beeindruckende Spiele veranstalten“

Kindermund tut Wahrheit kund, sagt man. Und auch wenn Konstantin Rath als nicht gänzlich unbefangen gelten muss, konnte man dem Neunjährigen nur zustimmen. „Papa hat das gut gemacht“, sagte er, als er das Fazitgespräch seines Vaters mit der DOSB-Verbandskommunikation kurz unterbrach, um zu erfahren, wann denn nun endlich die Siegerehrung stattfände, zu der er mit auf den Derbyplatz im Hamburger Stadtteil Klein Flottbek gehen durfte. Matthias Alexander Rath, als Athlet vor allem in seiner Zeit als Reiter des 2020 verstorbenen „Wunderpferds“ Totilas bekannt geworden, lächelte über das Lob seines Sohnes. Das Fazit, das der 40-Jährige von seinem ersten Auftritt als Turnierchef des Deutschen Spring- und Dressurderbys zog, fiel natürlich deutlich differenzierter aus.

DOSB: Matthias, du hast in diesem Jahr Volker Wulff als Derbychef abgelöst, der die Funktion 25 Jahre innehatte und im Streit mit Rechteinhaber Norddeutscher und Flottbeker Reiterverein (NFR) scheiden musste. Gab es etwas, das dich völlig unvorbereitet getroffen und entsprechend überrascht hat?

Matthias Rath: Völlig unvorbereitet nicht, aber extrem positiv überrascht bin ich vom Zuspruch, den diese Veranstaltung erhält. Es war großartig, zu spüren, welchen Rückhalt wir von den Partnern, den Dienstleistern, vor allem aber von den Fans bekommen haben. Das Derby ist ein ganz besonderes Event, bei dem alle dabei sein wollen. Es geht nicht darum, wer es veranstaltet, es geht um das Derby als Institution. Solch ein Vertrauensvorschuss ist nicht selbstverständlich. Wir haben versucht, ein Stück davon zurückzuzahlen.

Nicht alle Partner sind dabei geblieben, der langjährige Namenssponsor Idee Kaffee ist abgesprungen, mit Al Shira’aa hast du einen Partner aus den Vereinigten Arabischen Emiraten als Nachfolger präsentiert, der auch nicht allen passte. Wie schwierig war die Übergangsphase wirklich?

Es ist ganz normal, dass eine gewisse Fluktuation entsteht, wenn nach 25 erfolgreichen Jahren, in denen Volker Wulff und sein Team das Turnier sehr gut entwickelt haben, der Veranstalter wechselt. Für mein internes Team war hier alles neu, ich bin sehr stolz darauf, wie alle diese Herausforderung angenommen haben. Wir konnten uns aber auf ein bestehendes Netzwerk aus externen Partnern stützen, die es uns leicht gemacht haben. Was den Wechsel des Namenssponsors angeht, bin ich Al Shira’aa sehr dankbar, dass sie es mit ihrem Einstieg ermöglichen, für die kommenden Jahre Planungssicherheit zu haben. Das ist sehr wichtig, um die nächsten Schritte gehen zu können.

Lass uns über diese Schritte sprechen. Es gab Kritik an den Starterfeldern sowohl im Springen als auch in der Dressur, im Springen zum Beispiel war nur ein halbes Dutzend Reiter*innen aus den Top 50 der Weltrangliste am Start. Wie siehst du das?

Die Weltrangliste wird jeden Monat neu erstellt, da ist viel Bewegung drin. Insofern halte ich das Bild für verzerrt. Ein Beispiel: Christian Ahlmann, der am Samstag unser Hauptspringen gewonnen hat, steht aktuell nicht in den Top 50. Er war aber mal Weltranglistenerster und ist weiterhin ein absoluter Topreiter. Das Derby hat zum vierten Mal André Thieme gewonnen, der war immerhin auch schon Einzel-Europameister. Deshalb wünsche ich mir, dass das differenzierter betrachtet würde. Ich bin durchaus zufrieden mit unserem Starterfeld, was nicht heißt, dass wir keine Optimierungsmöglichkeiten sehen. Die Konkurrenz ist groß, aber die Reiter gehen dorthin, wo sie sich wohlfühlen, deshalb bin ich sehr hoffnungsfroh, dass wir das hohe Niveau halten und ausbauen können.

Die finanzstarke Weltserie Global Champions Tour war zwischen 2008 und 2022 Bestandteil des Hamburger Programms, fühlte sich dann hinter dem Derby zu wenig beachtet, was zum Ausstieg führte. Ist eine Rückkehr denkbar und sinnvoll?

Aus meiner Perspektive war der Einstieg der Global Champions Tour 2008 eine Initialzündung für das Hamburger Turnier, weil diese Serie eine sportliche Aufwertung bedeutete. In den vergangenen zwei Jahren haben wir gesehen, dass es auch ohne sie geht. Dabei geht der Dank in erster Linie an unseren Hauptsponsor Longines, dessen finanzielle Unterstützung dafür unerlässlich ist. 

In den vergangenen Jahren sind die Preise für alle Gewerke, die an so einem Großereignis mitarbeiten, gestiegen. Dazu kommen medizinische Herausforderungen zum Beispiel mit Pferdekrankheiten, aber auch Diskussionen um den Umgang mit dem Lebewesen Pferd, der immer wieder Anlass zu Kritik gibt. Wie schwierig ist es für Veranstalter geworden, Turniere zumindest kostendeckend auszurichten, und wie ließe sich die Situation verbessern?

Diese Frage hat mehrere Ebenen. Was die Kostenfrage angeht, muss man sicherlich konstatieren, dass sich die Lage für Veranstalter verschärft hat. Daraus folgt für mich, dass es wichtig ist, dass insbesondere die Traditionsturniere, die wir benötigen, um einer breiten Masse den Pferdesport näherzubringen, enger zusammenarbeiten müssen. Wir können nicht warten, bis andere etwas tun, wir müssen Dinge gemeinsam anschieben und darauf achten, dass alle profitieren. Was die Frage nach der Kritik am Umgang mit dem Partner Pferd angeht: Da hilft nur, dass wir viel offensiver zeigen, was wir alles tun, um unserer Verantwortung gerecht zu werden. Ich gebe mal ein Beispiel. Ich war vorvergangene Woche beim Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum zu Gast und habe mit Interesse gesehen, wie dort die Trainingsplätze vor den Blicken der Fans abgeschirmt werden, weil es die Profis so wünschen, damit niemand spionieren kann, was im Training gemacht wird. So etwas könnten wir uns im Reitsport gar nicht erlauben! Man stelle sich vor, wir würden den Abreitplatz abschirmen, dann käme sofort der Vorwurf, wir würden Dinge verheimlichen wollen. Diese Transparenz müssen wir weiter ausbauen, und wir müssen darüber noch viel mehr berichten.

Deine 12 Sekunden laufen!

Nur 1 Korb, 12 Sekunden Shotclock und entweder volle 10 Minuten oder 21 Punkte erreichen: 3x3 Basketball ist die rauere, urbane, aber intensive und pulsierende Schwester des Hallenbasketballs. Wir lassen uns von Olympia-Gold-Medaillengewinnerin Svenja Brunckhorst einen Crashkurs geben, fühlen noch mal ins Olympia-Finale 2024 auf dem Place de la Concorde gegen Spanien und philosophieren, wohin es mit 3x3 in Deutschland gehen könnte.

Hör z.B. hier direkt rein: Spotify, Apple, Deezer, Podigee.

Über eine halbe Million Menschen legten 2024 das Deutsche Sportabzeichen ab

Im vergangenen Jahr absolvierten laut offizieller Statistik 550.368 Menschen mit und ohne Behinderungen die Auszeichnung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für vielseitige körperliche Leistungsfähigkeit. Darunter waren 141.156 Erwachsene sowie 409.212 Kinder und Jugendliche. Besonders bemerkenswert sind diese Zahlen vor dem Hintergrund einer umfassenden Erneuerung: Die Einführung der Plattform „Sportabzeichen-Digital“ stellte 2024 einen bedeutenden Meilenstein in der Weiterentwicklung und Modernisierung des mehr als 100 Jahre alten Programms dar und wurde von zahlreichen der 60.000 Prüfer*innen und Teilnehmenden erstmals eingesetzt.

DOSB-Vorständin Sportentwicklung Michaela Röhrbein: „Es freut mich außerordentlich, dass wir mit dem erfolgreichen Start unserer neuen digitalen Plattform so viele Menschen für das Deutsche Sportabzeichen begeistern konnten. Die Zahlen zeigen, wie lebendig der Breitensport in Deutschland ist. Jetzt gilt es, diese Dynamik weiter auszubauen. Ein großer Dank gilt allen engagierten Ehrenamtlichen, den Kolleg*innen in den Landessportbünden und unserem langjährigen Partner, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband.“ 

 

Vielfalt im Verein stärken: DOSB stellt ersten Sport Diversity-Check vor

Anlässlich des heutigen 13. Deutschen Diversity-Tags am 27. Mai 2025 stellt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit dem Diversity-Check ab sofort ein neues, praxisnahes Online-Tool auf der verbandseigenen Website www.dosb.de zur Verfügung, mit dem Sportvereine und -verbände auf einfache Weise ihre Strukturen und Angebote auf Vielfalt und Teilhabe überprüfen können.

„Das Wichtigste ist ein respektvoller Umgang mit- und untereinander“

DOSB: Marcus, du warst von 2013 bis 2017 schon einmal Chefbundestrainer, danach bist du im Disziplinbereich Skull und im U 23-Bereich  tätig gewesen. Wie kam es dazu, dass du es noch einmal „ganz oben“ versuchen möchtest?

Marcus Schwarzrock: Die Arbeit im U-23-Bereich hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht. Aber mit einem Auge habe ich immer auf den A-Bereich geschaut, und dabei sind mir einige Ideen gekommen, wie es anders gehen könnte. Da habe ich gespürt, dass ich noch große Lust habe, Dinge an vorderster Front mitzugestalten. Mir ist klar, dass dazu auch gehört, sich selbst zu überprüfen und zu Veränderungen bereit zu sein. Das bin ich. Dazu kommt, dass der DRV zu Jahresbeginn Robert Sens zum Vorstand Leistungssport bestellt hat. Mit ihm konnte ich mir eine enge Zusammenarbeit sehr gut vorstellen. Auch wenn wir früher als Trainer ein ums andere Mal miteinander angeeckt sind, haben wir unterschiedliche Skills, die im Gesamtpaket gewinnbringend für den Verband sein können. Deshalb freue ich mich sehr, dass man mir die Verantwortung für die Nachfolge von Brigitte Bielig übertragen hat.

In dieser Antwort stecken zwei sehr interessante Aspekte. Zum einen interessieren uns die Ideen, die dir gekommen sind. Was also muss im DRV anders und vor allem besser werden?

Wir haben damit begonnen, das Training in drei Bereichen umzustellen. Ich möchte vorausschicken, dass die Art und Weise, wie wir bislang trainiert haben, zu sehr großen Erfolgen geführt hat und auch immer noch funktionieren könnte. Aber es war an der Zeit, etwas Neues zu implementieren, um neue Reize zu setzen und die Athletinnen und Athleten mitzunehmen.

Welche drei Bereiche habt ihr verändert?

Die erste Säule ist, dass wir evidenzbasierter trainieren. Wir binden die Wissenschaft stärker ein, haben zwei neue Diagnosetrainer*innen eingestellt, arbeiten mit einem Wissenschaftskoordinator und haben den gesamten Bereich auf professionellere Füße gestellt. Die zweite Veränderung betrifft unser Trainerteam, das wir deutlich erfahrener und internationaler aufgestellt haben. Wir haben nun Einflüsse aus Polen, Italien und den Niederlanden, in jeder Disziplin arbeiten Coaches, die Olympiamedaillen gewonnen haben. International spielen wir mit diesem Trainerteam in der obersten Liga mit. Und die dritte Säule ist, dass wir individueller auf unsere Leistungsträgerinnen und Leistungsträger eingehen. Wir bauen Stück für Stück die Trainingsmethodik um, setzen auf polarisiertes Blocktraining. Wir merken, dass das Team da richtig Bock drauf hat.

Die Stimmung im Team ist ein sehr wichtiger Faktor, und diese hat in den vergangenen Jahren des sportlichen Niedergangs arg gelitten. Diverse Athletinnen und Athleten haben darüber geklagt, nicht ernst genommen oder erst gar nicht angehört worden zu sein. Wie wollt ihr dort neues Vertrauen schaffen?

Fakt ist, dass wir die Kommunikation zwischen dem Trainerteam und den Athletinnen und Athleten verbessern müssen. Ich bin zu 100 Prozent ansprechbar, aber mein Ziel ist, dass aufkommende Probleme zunächst zwischen den Sportlern und ihren Disziplintrainern gelöst werden. Erst wenn da etwas nicht gelöst werden kann, werde ich mich einschalten. Die dritte Stufe wären Einzelgespräche. Ich glaube, dass diese Herangehensweise beide Seiten stärkt. Uns ist im Trainerteam bewusst, dass wir transparenter werden und Entscheidungen besser erklären müssen. Wir versuchen, aus unserer Komfortzone zu kommen, Strukturen aufzubrechen und uns stets zu verbessern. Dafür haben wir ein Coach-to-Coach-Programm angeschoben, über das wir unsere Arbeit gemeinsam reflektieren.

Das bringt uns zu dem zweiten wichtigen Aspekt deiner Eingangsantwort: Welchen Veränderungsbedarf hat deine Selbstüberprüfung ergeben? Was willst oder musst du anders machen als bislang?

Nach den Olympischen Spielen 2021 in Tokio, wo ich für den männlichen Skullbereich verantwortlich war, habe ich vieles auf den Prüfstand gestellt. Wir hatten als einzige Disziplin alle drei Bootsklassen qualifiziert, die Ergebnisse waren aber absolut nicht zufriedenstellend. Ich habe die Fehler bei mir gesucht und versucht, mich mehr von außen zu reflektieren und nach Lösungen zu suchen, um jeden Tag ein Stück besser werden zu können. Das Ergebnis ist das, was ich eben skizziert habe: Bereitschaft zur Umstellung von Trainingsmethodik, bessere Kommunikation und ein klarer Fokus auf mehr Teamwork.

Kritiker des DRV sagen, dass eine grundlegende Veränderung nicht möglich ist, wenn man jemanden wie dich, der das System seit vielen Jahren kennt und mitbestimmt hat, zum Chefbundestrainer macht. Was entgegnest du?

Wir haben in Deutschland ein sehr spezielles, sehr komplexes Umfeld mit einem Verband der Vereine. Als Ausländer in dieses System einzusteigen und gleich den Chef geben zu müssen, das ist sehr schwierig. Ich bin sehr dafür, dass wir uns Know-how von außen holen, aber das ist ja auch geschehen. Deshalb denke ich, dass es ein Vorteil ist, dass ich die Strukturen genau kenne und weiß, worauf es ankommt. Meine Aufgabe ist es, die vielen positiven Einflüsse, die wir uns geholt haben, zusammenzufügen und zu strukturieren.

Aktuell sorgt ein Report der ARD-Sportschau für Aufsehen, der einem Rudertrainer  aus Münster jahrelange interpersonelle Gewalt gegen Mitglieder seiner Trainingsgruppen vorwirft. Insbesondere wird Rudern darin als männerdominierter Sport dargestellt, in dem Frauen diskriminiert werden und der die Athletinnen und Athleten körperlich regelmäßig über Grenzen treibt. Wie stehst du zu solchen Aussagen?

Zum konkreten Fall hat sich DRV-Präsident Moritz Petri in dem Beitrag  klar positioniert, dazu kann und möchte ich nicht weiter Stellung nehmen. Was mir wichtig ist: Ich bitte darum, nicht zu verallgemeinern. Im Nachwuchsbereich sollen der Spaß und die Freude im Vordergrund stehen, natürlich in einem vertrauensvollen und wertschätzenden Umfeld. Rudern in der Weltspitze ist ein sehr harter Ausdauersport, bei dem man regelmäßig an seine körperlichen Grenzen gehen muss. Das wissen alle Sportlerinnen und Sportler, sie suchen sich den Sport freiwillig aus. Entscheidend ist daher, wie wir als Trainerinnen und Trainer mit unseren Schutzbefohlenen umgehen. Auf Bundeskaderbebene arbeiten wir seit Beginn der Neuausrichtung mit unseren Athletinnen und Athleten gemeinsam an einer Fortentwicklung, wir haben Programme aus dem Bereich Safe Sport und klare Verfahren, die im DRV greifen, und wir nehmen diese Themen sehr ernst. Das Wichtigste für mich ist ein respektvoller Umgang mit- und untereinander. Dass es wie in allen gesellschaftlichen Bereichen auch im Sport Problemfälle gibt, haben wir im Rudern nicht exklusiv. Deshalb kommt es darauf an, wie wir diese Fälle aufarbeiten, und ich bin der Überzeugung, dass wir da im DRV mit klarem Kompass von Präsident und Vorstand auf einem guten Weg sind.

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