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Christiane Schenderlein besucht deutsches World-Games-Team

Pins sind, das weiß jeder, der mal Teil einer internationalen Sportgroßveranstaltung war, die heimliche Währung in jedem Athlet*innendorf. Und so war es eine schöne Geste, dass Christiane Schenderlein am späten Freitagnachmittag bei ihrem Antrittsbesuch im Tianfu International Hotel Complex von der kleinen Leistungssport-Delegation des Team D, zu der Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanupolo und dem Duathlon zählten, direkt einen Team-D-Anstecker überreicht bekam. Die 43-Jährige, seit der Regierungsübernahme der CDU Staatsministerin für Sport und Ehrenamt im Bundeskanzleramt, erlebt bei den World Games in Chengdu erstmals in neuer Funktion ein globales Multisport-Event. Und nachdem sie den größten Teil des Freitags in politischen Terminen mit den chinesischen Gastgebern zugebracht hatte, war das Zusammentreffen mit dem Leistungssport in der großen Mensa des 5000-Betten-Komplexes eine willkommene Abwechslung.

Die Staatsministerin, die von ihrem persönlichen Referenten Frederic Wutzler und Tamara Reitermann, die im Referat Sportgroßveranstaltungen des Bundesinnenministeriums für das Thema World Games 2029 in Karlsruhe zuständig ist, begleitet wurde, zeigte ernsthaftes Interesse an den Alltagsthemen der Athletinnen und Athleten, was sehr gut ankam. Christiane Schenderlein nutzte in der Ansprache das sportliche Du, sie stellte Fragen zur Unterkunft, zum Fortgang der sportlichen Wettbewerbe und zum Kontakt zwischen den Teilnehmenden aus 114 Nationen. „Es war ein sehr wichtiger Termin, um Frau Schenderlein mit den unmittelbaren Begebenheiten und Arbeitsprozessen rund um eine solche Großveranstaltung vertraut zu machen. Wir sind sehr dankbar dafür, dass sie sich trotz ihres engen Terminplans zwei Stunden Zeit für den Besuch bei uns genommen hat“, sagte Birte Steven-Vitense, im DOSB Ressortleiterin für das Games Management und in Chengdu als Chefin de Mission für die deutsche Delegation verantwortlich.

World Games: Diese Sportarten musst Du kennen!

Noch bis zum 17. August finden in der 20-Millionen-Einwohner-Stadt Chengdu in der südwestchinesischen Provinz Sichuan Wettkämpfe in 34 Sportarten statt. Darunter beispielsweise Duathlon, Kickboxen, Squash, Tanzen und Rettungsschwimmen. Aber auch Sportarten die weniger bekannt sind. Hier ein Überblick über einige der exotischen Disziplinen:

Faustball

Faustball erinnert ein bisschen an Volleyball, denn ähnlich wie dieser handelt es sich um ein Rückschlagspiel ohne Körperkontakt. Faustball wird in allen Altersgruppen, sowohl im Freizeit- als auch im Leistungssport gespielt. In Deutschland gibt es mehr als 30.000 aktive Spieler*innen. Im Sommer wird auf dem Feld, im Winter in der Halle gespielt.

Die Flamme brennt in Chengdu: World Games sind eröffnet

Um 20.09 Uhr Ortszeit war die zwölfte Ausgabe der World Games in Chengdu am Donnerstag eröffnet - zumindest für das Team D. Angeführt vom Fahnenträger*innen-Duo Nina Holt (22/SC Magdeburg) und Max Poschart (30/SC DHfK Leipzig), die die Fahne gemeinsam vierhändig trugen, zog die rund 200 Personen starke Delegation im Tianfu International Convention Centre nach Reihenfolge der französischen Länderbezeichnung hinter Algerien an Position vier auf die Freifläche ein, die von 8.000 Zuschauenden gesäumt wurde. Noch einmal mehr als 1.000 schauten vom angrenzenden Seeufer aus zu.

Zuvor hatte ein gigantisches Feuerwerk den Nachthimmel über der immer noch 29 Grad warmen 20-Millionen-Einwohner-Metropole in der südchinesischen Provinz Szechuan erleuchtet. „Es war riesig. Wir wussten nicht genau, was uns erwarten würde, aber es war ein einmaliges Erlebnis. Ich habe noch nie so ein großes Feuerwerk gesehen“, sagte Rettungsschwimmerin Holt, die an diesem Freitag in ihre Wettkämpfe startet und deshalb froh war, die weitere Zeremonie im Sitzen verfolgen zu dürfen. Flossenschwimmer Poschart, für den es am Samstag losgeht, war von der Größe der Eröffnungsfeier tief beeindruckt. „Vor allem das große deutsche Team zu sehen, war sehr beeindruckend. Es erfüllt mich mit großem Stolz, für dieses Team die Fahne tragen zu dürfen“, sagte er. Insgesamt umfasst das Team D in Chengdu 338 Personen, darunter sind 211 Athlet*innen. Es ist hinter China, das als gastgebende Nation traditionell zum Schluss einlief, die zweitgrößte sportliche Delegation bei diesen Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten.

Die Kraft des Sports interessiert auch die deutsche Botschafterin

Wer die Bundesrepublik Deutschland als Botschafter*in vertreten möchte, braucht nicht nur ein extrem hohes Maß an Allgemeinwissen, sondern auch eine ebenso große Portion Neugier und vielfältiges Themeninteresse. All das bewies Dr. Patricia Flor, als sie am Donnerstagmorgen eine kleine Abordnung des Team D zum Frühstück im „Cube 3“ des Fairmont-Hotels in der Innenstadt von Chengdu empfing. Die 20-Millionen-Einwohner-Metropole in der südwestchinesischen Provinz Szechuan ist Gastgeber der World Games, die am Donnerstagabend eröffnet wurden und bis zum 17. August dauern. Um sich mit einigen Athlet*innen und Mitgliedern des Funktionsteams austauschen zu können und sich ein Bild von der Sportgroßveranstaltung zu machen, war die 63-Jährige am Mittwoch von Peking, wo sie seit 2022 die deutsche Botschaft leitet, angereist. Und spätestens, als die gebürtige Nürnbergerin aufzählte, dass Deutschland in 25 der 34 Sportarten vertreten ist und Tauziehen die größte Teilmannschaft stellt, war klar: Diese Frau ist vorbereitet!

„Hilfe zur Selbsthilfe ist der nachhaltigste Weg zur Problemlösung“

DOSB: Christian, du bist seit 20 Jahren in der Sportpsychologie tätig. Täuscht der Eindruck, dass sich zwar sehr viel entwickelt hat, aber das Thema mentale Gesundheit in manchen Teilen des Leistungssports noch immer sehr reserviert behandelt wird?

Christian Heiss: Grundsätzlich hat sich die Sportpsychologie positiv entwickelt, und zwar auf mehreren Ebenen. Zum einen ist die Grundkompetenz der Trainerinnen und Trainer durch verbesserte Ausbildung deutlich höher, das Know-how auf dem Gebiet hat sich vergrößert. Zum anderen gibt es in der Gesellschaft einen Trend zur Psychologisierung. Jugendliche und Erwachsene verwenden Fachvokabular wie Trigger, Trauma oder Narzissmus. Diese Begriffe werden immer häufiger verwendet, es wird generell deutlich mehr über mentale Gesundheit gesprochen. Dadurch ist das Thema auch im Sport weniger stigmatisiert als vor zehn Jahren. Darüber hinaus gibt heute keinen Bereich des Leistungssports mehr, in dem Sportpsychologie keine Rolle spielt. Der Eindruck, dass es dennoch in einigen Teilen des Leistungssports noch immer Vorbehalte gibt, täuscht allerdings nicht.

Wird mentale Gesundheit noch zu oft mit psychischer Erkrankung gleichgesetzt?

Es ist wichtig, dass wir die Begriffe voneinander abgrenzen. Mentale Gesundheit und krankheitswertige psychische Zustände sind unterschiedliche Bereiche. Die mentale Gesundheit kann beeinträchtigt sein, ohne dass eine psychische Erkrankung vorliegt. Menschen können auf den Punkt ihre Leistung abliefern und dennoch mental belastet sein. Unser Ansatz ist, dass wir die Gesundheit der Athletinnen und Athleten stärken wollen, weil daraus die nachhaltigste Leistung entsteht. Dabei ist die Stärkung des mentalen Bereichs durch mentales Training ein Teilbereich.

Du bist als Teampsychologe in Chengdu für die gesamte deutsche World-Games-Delegation zuständig. Worin siehst du deine wichtigste Aufgabe?

Meine Aufgaben beziehen sich auf verschiedene Bereiche. Im IOC gibt es seit Paris 2024 die klare Vorgabe, dass jedes NOK Welfare Officer benennen muss, die die mentale Gesundheit und den Schutz vor sexueller oder psychischer Gewalt prioritär behandeln. Diese Vorgabe gibt es bei World Games nicht, deshalb ist meine Rolle auch nicht so eindeutig definiert. Wichtig ist zu unterstreichen, dass ich mit meinen Kollegen aus dem Gesundheitsmanagement interdisziplinär zusammenarbeite, wir sind im Austausch miteinander und überlegen, wie wir als Unterstützungsteam Athleten und Trainer bestmöglich unterstützen können. Dazu bringe ich meine psychologische Kompetenz und Erfahrung mit ein. Dies betrifft zum Beispiel den Umgang mit emotional aufgeladenen Situationen im medizinischen oder physiotherapeutischen Arbeitsalltag. Ich finde es sehr gut, dass der DOSB dieses Angebot unterbreitet, denn nur wenige Fachverbände haben ihre eigenen Sportpsychologen dabei.

Wie unterscheidet sich deine Arbeit in China von der in deiner Praxis in Plochingen? Die meisten Athletinnen und Athleten, die hier zu dir kommen, kennst du kaum oder gar nicht. Erschwert das die Gespräche?

Meine Rolle hier ist definitiv eine andere als in Deutschland. Hier betreue ich Menschen, die mit einem akuten Anliegen zu mir kommen und auf eine schnelle Lösung hoffen. Das ist klassisches Notfallmanagement. Ich muss mich innerhalb kürzester Zeit auf neue Begebenheiten einstellen und Kurzzeit-Intervention beherrschen. Das ist eine besondere Herausforderung. Ganz wichtig: Ich mache hier keine Therapie, sondern erkenne und benenne Dinge, die kurzfristig veränderbar sind.

Du trägst ein Bändchen um dein Handgelenk, auf dem „What’s important now?“ steht. Ist das eine Art Motto für deine Arbeit?

Ganz genau. Es geht darum, dass wir herausarbeiten, was für diejenige Person, die sich mir anvertraut, gerade wichtig ist. Worum geht es im Wesentlichen? Wer zu mir kommt, hat sich meist im Dschungel seiner Psyche verlaufen. Meine Aufgabe ist es, mit der Person gemeinsam wieder auf einen sicheren, guten Pfad zu kommen und nicht, neues Dickicht zu pflanzen, indem ich zum Beispiel die Person, die Hilfe sucht, mit Input überlade. Ich muss nicht alles über den persönlichen Hintergrund wissen, es bedarf auch keiner vollumfänglichen Öffnung mir gegenüber. Für mich ist Zurückhaltung genauso okay wie Offenheit. Und selbstverständlich ist die Schweigepflicht mein höchstes Gut.

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