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„Menschenrechte sind unverhandelbar, unteilbar und universell verbindlich für alle!“
74 Jahre ist er alt, aber von Ruhestand hält Joachim Rücker wenig, und das ist gut für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Im Anfang 2023 begründeten Menschenrechts-Beirat ist der promovierte Wirtschaftswissenschaftler, der in Stuttgart lebt, als Geschäftsführer eine prägende Stütze. Die Erfahrungen, die Rücker aus seinen Stationen im Auswärtigen Amt und bei den Vereinten Nationen, deren Menschenrechtsrat er 2015 als Präsident führte, mitbringt, sind für die ehrenamtliche Arbeit im organisierten Sport Gold wert. 14 Mitglieder hat das Gremium, dem DOSB-Präsident Thomas Weikert vorsitzt. Dreimal im Jahr wird unter Projektleitung von Kirsten Witte-Abe, Leiterin Organisationsentwicklung im DOSB, getagt, einmal davon in Präsenz. So geschehen in der vergangenen Woche in Berlin, was wir zum Anlass genommen haben, mit Joachim, der auch Mitglied im 2023 einberufenen Lenkungskreis der Olympiabewerbung ist, über die wichtigsten Inhalte der Arbeit und die brennendsten Zukunftsthemen zu sprechen.
DOSB: Joachim, in wenigen Sätzen erklärt: Warum braucht ein Dachverband wie der DOSB einen Menschenrechts-Beirat?
Joachim Rücker: Das Thema Menschenrechte und deren Einhaltung hat auch im Sport immens an Bedeutung gewonnen. Die „Guiding Principles on Business and Human Rights“ der Vereinten Nationen, kurz UNGP, standardisieren den Umgang mit den menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten und sind als Richtschnur für Unternehmen, aber auch Verbände und Organisationen zu verstehen. Wenn eine Organisation, wie 2022 der DOSB, sich in ihrer Satzung zu den Menschenrechten bekennt, dann ist es wichtig, sich dazu begleitend externer Expertise zu bedienen. Das tun wir mit dem Beirat, in dem zwar auch Vertreter*innen aus DOSB-Mitgliedsorganisationen, aber überwiegend Externe sitzen, die das Präsidium des DOSB in allen Menschenrechtsfragen beraten.
Beraten bedeutet, dass ihr Empfehlungen gebt, aber keine Entscheidungsbefugnis habt oder bindende Rechtsvorschriften erarbeitet?
Korrekt. Wir verstehen uns als kritische Begleitung, die Positionen erarbeitet und klare Meinungen vertritt, ohne damit jedoch aktiv in die Politik des DOSB einzugreifen. Nach unserer Gründung wurde zunächst eine Risikoanalyse erstellt, aus der sich verschiedene Tätigkeitsfelder ergaben. Auf dieser Grundlage wurde dann die Menschenrechts-Policy des DOSB erarbeitet. Mittlerweile geht es um die Umsetzung der Policy, den Aktionsplan.
Ist ein solcher Beirat ein deutsches Phänomen, oder gibt es Vergleichbares in anderen Nationen auch?
Auch andere Nationen, die die UNGP umsetzen, haben einen Menschenrechts-Beirat im Sport, aber allzu viele sind es meines Wissens noch nicht. In erster Linie sind es nord- und westeuropäische Staaten, die zum Beispiel aktuell unter der Führung Dänemarks zusammenarbeiten, um ein internationales Leitbild für die Verankerung von Menschenrechten bei Sportgroßveranstaltungen zu erstellen.
Menschenrechte sind doch seit vielen Jahren schon ein wichtiges Thema. Wie kommt es, dass es den Beirat im DOSB erst seit drei Jahren gibt?
Das liegt daran, dass die UNGP erst 2011 entwickelt wurden. In den 2010er-Jahren ging es dann zunächst um Unternehmen. Erst Anfang dieses Jahrzehnts kam die Einsicht, dass sie auch für Verbände und Organisationen analog anwendbar sind. Entsprechend hat der DOSB 2022 das Thema in seine Satzung aufgenommen und es kam zur Gründung des Beirats.
Geht es bei eurer Arbeit vorrangig darum, die Menschenrechte und deren Einhaltung als wichtiges Thema sichtbar zu machen, oder gibt es tatsächlich substanzielle Veränderungen, die durch die UNGP und deren Umsetzung möglich werden?
Es geht um beides. Einerseits ist es wichtig, dem Thema dauerhafte Sichtbarkeit zu geben. Andererseits hat es zum Beispiel auf Unternehmensebene mit dem Lieferkettengesetz - auch wenn die entsprechende Berichterstattung derzeit suspendiert ist - substanzielle Veränderungen gegeben, die etwa dazu geführt haben, dass Kinder- und Zwangsarbeit in den Lieferketten so weit wie irgend möglich ausgeschlossen wird.
Dann lass uns konkret über ein paar Themen sprechen, die euch im Beirat bewegen. Ihr habt vergangene Woche euer Jahrestreffen in Berlin gehabt. Was waren die wichtigsten Punkte auf der Tagesordnung?
Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass wir uns nicht zufällig in Berlin getroffen haben. Berlin ist aktuell auch Austragungsort der World University Games, die hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen stattfinden. Wir haben uns mit dem Menschenrechtskonzept dieser Weltspiele der Studierenden ausführlich befasst und es als durchaus vorbildlich eingeordnet. Deshalb war es schön, sich vor Ort auch direkt von diesem Sportgroßevent inspirieren zu lassen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass aus den vergangenen Jahren viele Lehren gezogen wurden und das Thema Menschenrechte sehr gut in Sportgroßveranstaltungen integriert werden kann. Das ist ja auch bei der UEFA Euro 2024 gut gelungen. Aber um die Frage zu beantworten: Ein Schwerpunkt war der Umgang mit antidemokratischem Verhalten.
„Meine dringende Bitte lautet: Keine Experimente machen!“
Sie selbst hat aktiv Tennis gespielt. Als Verbandsärztin im Biathlon und im Rudern und als DOSB-Teamärztin bei den World Games 2022 in den USA und den Olympischen Spielen 2024 in Paris hat sie viele Erfahrungen angeeignet, die ihr bei der Betreuung eines Multisport-Events zugutekommen. Dennoch wird auch Dr. med. Katharina Blume zumindest ein wenig aufgeregt sein, wenn sie am 1. August in Frankfurt am Main in den Air-China-Flieger nach Chengdu steigt. In der 20-Millionen-Einwohner-Stadt in der südwestchinesischen Provinz Szechuan stehen vom 7. bis 17. August die World Games auf dem Programm, die Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten. Die deutsche Delegation besteht aus 213 Athlet*innen und 106 Teammitgliedern, und die Kardiologin und Internistin, die am BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin arbeitet, ist mit ihrem Team für die medizinische Betreuung zuständig. Für ihr Engagement nimmt sie sich gezielt Zeit - außerhalb ihrer regulären Tätigkeit in der Klinik, teils im Rahmen von Urlaub, teils durch unbezahlte Freistellungen. „Solche Veranstaltungen sind für mich ein besonderes Highlight. Ich freue mich sehr darauf und hoffe, dass wir viele ruhige Momente erleben werden, um entspannt die Wettkämpfe verfolgen zu können.“
DOSB: Katharina, du leitest das medizinische Team, das die deutsche Delegation zu den World Games nach Chengdu begleitet. Wie viele Personen seid ihr und wie darf man sich eure Arbeit vor Ort vorstellen?
Katharina Blume: Wir sind zu siebt und kennen uns bereits zum Teil von vorherigen Events. Daniel Hensler ist Orthopäde und Unfallchirurg, gemeinsam mit ihm decke ich als Internistin und Kardiologin die wichtigsten medizinischen Kernbereiche ab. Dazu kommen unsere vier Physiotherapeuten Andreas Richter, Stefan Kalteis, Sandra Zitzler und Victoria Nolte und unser Psychologe Christian Heiss. Wir bieten medizinische Betreuung für das gesamte Team D, also nicht nur für die Athletinnen und Athleten, sondern auch für die Delegation. Wenige Verbände haben auch noch eine eigene medizinische Betreuung, mit der wir im ständigen Austausch sind und uns gegenseitig unterstützen.
Habt ihr vor Ort eigene Räume oder seid ihr mobil unterwegs?
Der Unterschied zu Olympischen Spielen ist, dass bei den World Games die Sportlerinnen und Sportler nach Sportarten untergebracht sind und nicht nach Nationen. Das macht es ein wenig schwieriger, den Überblick zu behalten. Wir haben im Cluster A, wo der Großteil der deutschen Delegation untergebracht ist, Räume in einem Komplex angemietet, der direkt neben dem Athletendorf liegt. Die Informationslage ist noch etwas spärlich, aber es sieht so aus, dass wir dort mit vielen Gesundheitsteams anderer Nationen untergebracht sind und deshalb so eine Art medizinisches Zentrum vorfinden werden. Ein Teil unseres Teams ist immer dort anzutreffen, vor allem hat unser Psychologe einen ruhigen Rückzugsraum für Gespräche. Wir werden aber auch im Cluster B regelmäßig anwesend sein. Außerdem sind wir an den Wettkampfstätten unterwegs, um den direkten Kontakt zu suchen und, wenn mal etwas freie Zeit bleibt, auch Sport schauen und anfeuern zu können. Wir machen selbstverständlich auch „Hausbesuche“, weil wir möchten, dass sich erkrankte Personen möglichst in ihren Zimmern isolieren, um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten.
Habt ihr vor Ort medizinisches Gerät oder nutzt ihr Einrichtungen, die die Organisatoren der Spiele bereitstellen?
Die Notfallversorgung ist sichergestellt, wir haben alles, um die Erstbehandlung bei Erkrankungen oder Verletzungen zu übernehmen. Bei schweren Verdachtsfällen oder Diagnosen nutzen wir die Anbindung an das Organisationsteam, da können wir auf alles Notwendige zurückgreifen, und aus Erfahrung wissen wir, dass die Versorgung in Asien sehr gut ist. Wir arbeiten eng mit den Teams vor Ort zusammen - relevante medizinische Entscheidungen werden stets im gemeinsamen Austausch getroffen, nicht an uns vorbei.
Dann lass uns über die wichtigsten Themen sprechen, die euch beschäftigen. Beginnen wir mit dem Klima, das Mitteleuropäer vor große Herausforderungen stellt: Temperaturen weit jenseits der 30 Grad, die auch nachts kaum unter diese Marke fallen, dazu eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Worauf ist zu achten, um damit bestmöglich umzugehen?
Dieses Wetter darf man keinesfalls unterschätzen. Optimal wäre, man könnte eine Hitzeanpassung machen, die aber 14 Tage dauern kann. Diese Zeit hat man im Sport meistens nicht. Es ist aber gut, dass auch bei uns derzeit Sommer ist und die Aktiven sich im Training schon an die Bedingungen herantasten konnten. Viele Ratschläge, die wir geben, sind bekannt, es ist aber in Chengdu enorm wichtig, sie umzusetzen. Man sollte sich so wenig wie möglich unter freiem Himmel aufhalten, im Freien so oft und gut, wie es eben geht, Schatten aufsuchen. Eine Kopfbedeckung ist Pflicht, eine Sonnenbrille angeraten. Sonnencreme mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 muss mehrfach am Tag aufgetragen werden, weil sie abgeschwitzt wird. Keine gute Idee ist es, sich mit freiem Oberkörper in die Sonne zu legen, weil das die Haut schädigt und erhitzt. Ein helles, atmungsaktives Shirt ist die weitaus bessere Variante. Zur Abkühlung empfehlen wir feuchte Handtücher und Kühlwesten. Man muss nicht übertreiben, aber dem gesunden Menschenverstand folgen.
Das schließt ein, Warnsignale des Körpers zu beachten, um Überhitzung oder gar einen Hitzschlag zu vermeiden. Welche können das sein?
Wer nicht mehr schwitzt und eine stark erwärmte Haut hat, sollte sich dringend abkühlen. Wer Schwindel oder Übelkeit verspürt, muss raus aus der Sonne und erholende Maßnahmen einleiten. Falscher Ehrgeiz kann hier fatale Folgen haben.
Eine Grundregel lautet, ausreichend zu trinken. Aber was bedeutet das? Ist nicht jeder Körper unterschiedlich und hat ein individuelles Bedürfnis?
Das stimmt, aber es gibt drei Faustregeln, die in puncto Flüssigkeitshaushalt wichtig sind. Erstens: Vor Training und Wettkampf für ausreichend Hydration sorgen. Das bedeutet, bis 30 Minuten vor der Belastung 500 bis 1.000 Milliliter zu sich zu nehmen. Zweitens: Während Training und Wettkampf ist eine kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr entscheidend - nicht erst im Nachhinein mehrere Liter trinken. Ein sinnvoller Richtwert liegt bei rund 200 Milliliter alle 15 Minuten. Man kann das durch Wiegen vor und nach einer Belastung ganz gut kontrollieren. Ein Gewichtsverlust von mehr als zwei Prozent des Körpergewichts kann erhebliche Auswirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit haben und sollte unbedingt vermieden werden. Und drittens: Nach der Belastung immer nachjustieren, aber ebenfalls in kleinen Mengen. Der Urin liefert einen einfachen Hinweis auf den Flüssigkeitshaushalt: Eine dunkle bis gelbe Färbung weist auf einen Flüssigkeitsmangel hin. Ist der Urin hingegen hell oder nahezu klar, ist der Körper in der Regel gut hydriert.
Reicht es, Wasser zu trinken, oder braucht es Elektrolytgetränke?
In einem Klima, in dem man so stark schwitzt, ist es wichtig, Mineralstoffe zuzuführen. Das geht, indem man etwas Natriumsalz ins Wasser gibt. Wir empfehlen aber auch Elektrolytgetränke, die die notwendigen Reserven aufzufüllen helfen. Ein absolutes No-Go ist, sich vor Ort in Apotheken oder Supermärkten mit irgendwelchen Supplements zu versorgen!
Das sollte im Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln doch allen Athlet*innen klar sein, oder?
Sollte es, dennoch weisen wir immer wieder darauf hin. Nahrungsergänzung bitte nur dann einsetzen, wenn es Produkte sind, die auf der Kölner Liste stehen und damit geprüft und erlaubt sind. Und wenn man weiß, dass man sie verträgt.
Reicht denn das, was man in Deutschland nimmt, auch in China aus, oder braucht es wegen der klimatischen Belastungen dort zusätzliche Supplements?
Das Einzige, was wir manchen in den ersten Tagen zusätzlich empfehlen, sind Präparate mit Vitamin C und Zink, um die Infektionsanfälligkeit zu minimieren. Alles andere ist nicht notwendig - vorausgesetzt, es liegen keine Mangelzustände vor. Wenn alle nur das nehmen, was sie kennen, bekommen wir keine Probleme. Meine dringende Bitte lautet: Keine Experimente machen!
„Es sollte immer um die Sache gehen, die muss einem etwas bedeuten!“
Was man von ihr bekommt, das weiß Manuela Schmermund erfrischend ehrlich einzuordnen. „Ich war immer so etwas wie das Enfant terrible, die Motztante“, sagt sie, „aber ich finde es wichtig, in vernünftigem Maß eine Streitkultur beizubehalten, denn durch Reibung entsteht Veränderung. Gerade in einem großen Verband sollte man Entwicklungsprozesse nach außen kehren, um zu zeigen, dass man sich auf allen Ebenen mit einem Thema auseinandergesetzt hat.“ Recht hat sie, die 53-Jährige, die für Deutschland 2004 bei den Paralympischen Spielen in Athen Gold mit dem Luftgewehr holte. Und genau deshalb sind wir im DOSB froh, einen kritischen Geist wie Manuela Schmermund in der Gruppe unserer Persönlichen Mitglieder zu wissen.
Diese Gruppe ist so etwas wie ein Beirat für den Dachverband des organisierten Sports. Ihre bis zu 15 Mitglieder - aktuell sind es zwölf - werden vom DOSB-Präsidium und der Athletenkommission vorgeschlagen und im Zuge der Mitgliederversammlung alle vier Jahre gewählt. In der „Arbeitsplatzbeschreibung“ steht, dass sie den DOSB in seiner Arbeit unterstützen, indem sie das Präsidium beraten, und die Interessen des Sports dadurch vertreten, dass sie als seine Botschafter*innen fungieren, seine Werte in die Gesellschaft tragen und bei Veranstaltungen des DOSB als Repräsentant*innen auftreten. So viel zur Theorie.
Manuela steht bereit, wenn Unterstützung gefragt ist
Wer etwas zur Praxis wissen möchte, ist bei Manuela Schmermund genau richtig, denn die Sportschützin, die in ihrem Heimatverein Schützengilde Mengshausen im hessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg als Aktive und Nachwuchsbetreuerin wichtige Funktionen übernimmt, ist das Mitglied mit den meisten Einsätzen. Wann immer Unterstützung gefragt ist, steht sie bereit. „Als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, Persönliches Mitglied zu werden, war mir zunächst nicht klar, was das bedeutet. Aber die Inhalte sind grundsätzlich zu wichtig, um so eine Anfrage abzulehnen“, sagt sie zu ihrer Motivation, sich einmal mehr in den ehrenamtlichen Dienst zu stellen.
Was sie einbringen kann, ist neben der Erfahrung aus mehr als 20 Jahren Leistungssport, in denen sie sich stets auch in die Athlet*innenvertretung einbrachte, die Perspektive einer Parasportlerin, die sich seit langer Zeit für Inklusion stark macht und so einige Kämpfe gegen althergebrachte Strukturen ausgefochten hat. „Ich sehe meine wichtigste Aufgabe darin, meine persönlichen Erfahrungswerte einzubringen, um damit einen Mehrwert zu bieten, der auch dem DOSB nutzt“, sagt sie. Deshalb schätzt sie besonders die Einsätze auf Veranstaltungen wie beispielsweise der Sportabzeichen-Tour, die sie in diesem Jahr in Göttingen erstmals live erlebte. „Mit Menschen aus dem Sport in Kontakt zu kommen und sich über Sorgen und Nöte, aber auch das, was gut läuft, auszutauschen, finde ich sehr wichtig!“
„Die Silbermedaille von Paris hat einiges einfacher gemacht“
Zugegeben, es ist eine gemeine Frage. Von einem Spitzenathleten wissen zu wollen, welche seiner gewonnenen Medaillen den größten Wert hat, ist ungefähr so fair, als würde man einen Familienvater fragen, welches seiner Kinder ihm das liebste sei. Allerdings hat diese Frage einen angemessenen Hintergrund, wenn man sie Florian Unruh stellt. Der 32-Jährige zählt zu den wenigen deutschen Topsportlern, die es geschafft haben, sowohl bei den Olympischen Spielen als auch bei den World Games, den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, Edelmetall zu gewinnen. Bei Olympia holte der Bogenschütze vom SSC Fockbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde) im vergangenen Jahr in Paris im Mixed mit dem Recurve-Bogen an der Seite von Michelle Kroppen (29/Jena) Silber. Bei den World Games 2022 in Birmingham (USA) stand er im Feldbogen-Wettbewerb sogar ganz oben auf dem Siegertreppchen.
„Es ist wirklich schwierig, diese beiden Medaillen miteinander zu vergleichen“, sagt er, „natürlich ist ein Titelgewinn etwas ganz Besonderes, aber der Einfluss, den Olympiasilber auf meine Karriere hatte, ist deutlich größer. Die Medaille von Paris hat meine Außenwirkung deutlich verändert und einiges einfacher gemacht.“ Der größte Unterschied zwischen den Weltspielen im olympischen und nicht-olympischen Bereich zeige sich in der medialen Aufmerksamkeit. „Selbst in einer Randsportart wie dem Bogenschießen ist deutlich zu spüren, wie sehr die Anfragen rund um Olympische Spiele zunehmen. Olympia ist in allen Dimensionen größer“, sagt er. Die World Games seien eher mit den European Games vergleichbar, die er 2015 in Baku (Aserbaidschan) erstmals erleben durfte.
Bei den World Games ist er Titelverteidiger
Was aber nicht heißt, dass Florian Unruh deshalb die Vorbereitung auf die bei der kommenden World-Games-Ausgabe in Chengdu (China) vom 7. bis 17. August anstehende Titelverteidigung weniger ernst nähme. „Ich mag Multisport-Veranstaltungen sehr und freue mich darauf, mit anderen Sportarten und Athleten in Kontakt zu kommen. Sportlich gesehen bedeuten mir die World Games ähnlich viel wie Olympia“, sagt er. Wobei die nicht-olympische Feldbogen-Variante, die auch in China zur Austragung kommt, in der Förderung gegenüber den olympischen Disziplinen nachrangig eingeordnet wird. „Ich werde von der Bundeswehr für die olympischen Wettkämpfe bezahlt“, sagt der Sportsoldat, der sein Informatik-Studium zu Gunsten des Sports zurückgestellt hat.
EYOF 2025 in Skopje eröffnet
Das Team Deutschland lief bei der gestrigen Eröffnungsfeier im Jane Sandanski Sports Center an elfter Stelle ein. Insgesamt nahmen an der Zeremonie 48 europäische Nationen teil.
Das Fahnenträger*innen-Duo Jolina Reinhold (Judo) und Johann Grau (3x3 Basketball) führte die deutschen Nachwuchsathlet*innen an. Für die beiden, jungen Talente ein großer Moment in ihrer Karriere.
Jolina Reinhold sagte zu ihrer Wahl: „Ich habe es überhaupt nicht erwartet. Es war ein mega Gefühl, unbeschreiblich, die deutsche Fahnenträgerin zu sein. Ich freue mich auf das Turnier und möchte gewinnen. Ich bin etwas nervös, aber wenn der Kopf mitspielt, ist alles drin.“
Die 15-jährige Jolina vom TSV Abensberg (Bayern) ist aktuell U18-Weltranglistenerste in der Gewichtsklasse bis 57 kg. Im vergangenen Jahr holte sie bei der U18-Weltmeisterschaft bereits Bronze und hält zudem den Titel der deutschen Meisterin in der U18 und U21.