Neues aus Sportdeutschland
Ehrenamtliches Engagement ist der Schlüssel für die Zukunft
Ihre Stimme war brüchig, eine Erkältung machte Dr. Svenja Feiler zu schaffen. Doch die Botschaft, die die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln am Montagmittag auf dem ersten „Fachforum Ehrenamt und Engagement“ am Hauptsitz des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Frankfurt am Main überbrachte, war trotz des stimmlichen Handicaps unmissverständlich. Und sie war wichtig, weil sie die Begründung dafür lieferte, warum die Zukunft des ehrenamtlichen Engagements im Sport mit vereinten Kräften gestaltet werden muss.
In ihrem Impulsvortrag zum Auftakt eines inspirierenden Tages destillierte Svenja Feiler vor rund 60 Teilnehmenden aus Fachverbänden und Landessportbünden die wichtigsten Erkenntnisse aus dem jüngsten Sportentwicklungsbericht (SEB). Diese besagen, in stark verkürzter Fassung: Die Gewinnung und Bindung von Ehrenamtlichen ist für die rund 86.000 Vereine in Deutschland das größte Problem, das 17,5 Prozent der Befragten sogar für existenzbedrohend halten. Der Handlungsbedarf ist immens, die Zahlen sind in vielen Bereichen seit 2019 rückläufig. Auch deshalb hat der DOSB den Bereich Ehrenamt und Engagement in seinem Geschäftsbereich Sportentwicklung als Schwerpunktthema der kommenden Jahre identifiziert.
„Die Hardfacts der vier Konzepte stehen fest“
Ende Mai haben die vier Städte und Regionen Berlin, Hamburg, München und Rhein-Ruhr fristgerecht ihre Unterlagen für eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele eingereicht. Entsprechend des im April dieses Jahres vorgestellten und mit allen Bewerbern abgestimmten Drei-Stufen-Modells wurden die Konzepte anschließend in enger Zusammenarbeit mit den nationalen Bewerbern, den Olympischen Verbänden sowie dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) weiterentwickelt.
Anschließend überprüfte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die optimierten Konzepte in sechs objektiv bewertbaren Bereichen mit insgesamt acht Unterkategorien auf die Erfüllung der operativen Mindestanforderungen für Olympische und Paralympische Spiele. Grundlage für die Mindestanforderungen waren entweder Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der internationalen Spitzenverbände oder vom DOSB anhand vergangener und künftiger Spiele festgelegte Kriterien.
Nach Abschluss der Prüfung - insgesamt wurden in den vier Konzepten mehr als 160 Venues und 20 Alternativ-Sportstätten geprüft - konnte die Steuerungsgruppe Olympiabewerbung die Erfüllung der operativen Mindestanforderungen in allen vier Konzepten feststellen. Anschließend bestätigte das DOSB-Präsidium in seiner Sitzung am vergangenen Freitag die aus der Überprüfung resultierende Empfehlung der Steuerungsgruppe, alle vier Bewerber zum weiteren Prozess zuzulassen.
Lisas Literatur-Likes: Eine Trilogie, die großartige Plot-Twists bietet
Warum dieser Autor und dieses Buch?
Ich habe „Wenn Sie wüsste“ der US-Autorin Freida McFadden geschenkt bekommen. Ich lese gern Thriller, daher war dieser Spiegel-Bestseller ein passendes Geschenk. Angefixt von diesem Band wollte ich unbedingt wissen, wie die Geschichte von Millie Colloway weitergeht. So stand es außer Frage, dass ich auch die weiteren Bände der „The Housemaid“-Reihe - „Sie kann dich hören“ und „Sie wird dich finden“ - lesen werde.
Worum geht es?
Die Trilogie dreht sich um Millie Colloway, die wegen Totschlags eine Gefängnisstrafe absitzen musste und nun als Haushälterin tätig ist. Sie startet mit „Wenn Sie wüsste“. Millie baut sich nach ihrer verbüßten Haftstrafe eine neue Existenz auf und fängt als Haushälterin bei den Winchesters an. Ein sehr gut bezahlter Job, zudem darf sie bei ihnen im Haus wohnen. Mit Andrew, dem Hausherrn, kommt Millie gut zurecht. Er ist stets freundlich und zuvorkommend. Nina, die Hausherrin, hingegen ist unberechenbar. Mal ist sie super freundlich, im nächsten Augenblick hat sie einen riesigen Wutausbruch. Je mehr Millie in das Leben der Winchesters hineingezogen wird, desto gefährlicher wird es für sie. Am Ende ist alles ganz anders, als es scheint.
Auch im zweiten Teil „Sie kann dich hören“ arbeitet Millie als Haushälterin bei einem netten Paar. Die Frau bekommt sie zu Beginn ihrer Tätigkeit nicht zu Gesicht, da diese nach Aussage ihres Mannes gesundheitlich angeschlagen ist. Schnell wird Millie skeptisch und findet Anzeichen von Misshandlung und häuslicher Gewalt. Sie beschließt, der Frau aus den Fängen ihres Mannes zu helfen, und wird schlussendlich unter Mordverdacht stehend selbst verhaftet. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um ihre Unschuld zu beweisen und die wahre Täter-Opfer-Rolle klarzustellen.
Der dritte Teil „Sie wird dich finden“ weicht etwas von den ersten beiden Teilen ab. Millie ist einige Jahre älter, mittlerweile verheiratet und hat zwei Kinder. Im Zentrum der Geschichte steht ihr Umzug aus der Bronx in ein neues Eigenheim auf Long Island. Das Haus ist wunderbar, aber mit ihrer Nachbarschaft wird Millie nicht so recht warm. Vor allem, weil Nachbarin Suzett ständig mit ihrem Mann Enzo flirtet. Millies Leben gerät gänzlich aus den Fugen, als plötzlich Suzetts Ehemann ermordet aufgefunden wird und Enzo als erster Tatverdächtiger gilt.
Womit punktet das Buch besonders?
Die Thriller-Reihe ist getrieben von Hochspannung durch viele unvorhersehbare Wendungen und großer psychologischer Raffinesse, sodass ich als Leserin in die fiktive Welt hineingezogen wurde und das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Gefallen hat mir persönlich, dass die Thriller kein an den Haaren herbeigezogenes Ende finden, sondern die Autorin sich Gedanken um eine gelungene, logische Auflösung der Geschehnisse gemacht hat.
Wie war das Lesegefühl?
Die Trilogie liest sich leicht und schnell. Die Thriller sind getrieben von Spannung, man wartet nur darauf, endlich hinter alle Geheimnisse zu kommen. Und plötzlich merkt man, dass sich alle Spekulationen, die man hegt, durch Plot-Twists in Luft auflösen und die Geschichte eine ganz andere Wendung nimmt. Der zweite Band hat mir persönlich am wenigsten gefallen, da ich ihn am berechenbarsten fand. Er ähnelt im Aufbau stark dem ersten, bei dem man noch in völliger Ahnungslosigkeit über McFaddens Plot-Twists schwebte. Im zweiten Band konnte ich mir schnell denken, welche Wendung das Geschehen vermutlich nehmen wird. Die komplette Auflösung blieb trotzdem sehr spannend. Ich empfinde es daher auch als sehr erfrischend, dass sich der dritte Teil in der Storyline von den ersten beiden unterscheidet. Das trägt auf jeden Fall zum Spannungserhalt der Reihe bei.
War der Umfang angemessen?
Alle drei Bände sind vom Umfang her - 360 bis 430 Seiten - angemessen. Es werden alle wichtigen Fakten erzählt, alle Details beschrieben, trotzdem wird die Spannung nicht unnötigerweise in die Länge gezogen. Auch hatte ich das Gefühl, dass die Autorin sich die nötige Zeit genommen hat, um das Ende und damit die Auflösung sinnvoll zu gestalten.
Werde ich den Autor und/oder die Thematik weiterverfolgen?
Wenn ich mal wieder Lust auf einen Thriller habe, werde ich auf jeden Fall auch in Freida McFaddens Repertoire stöbern. Außerdem gibt es noch eine Kurzgeschichte über Millies Hochzeit, die zwischen Band 2 und 3 spielt. Diese ist in Deutschland erst nach der Trilogie unter dem Titel „Weil sie dich kennt“ erschienen - und die habe ich noch nicht gelesen. Wird schnellstmöglich nachgeholt!
Wie steht es um das Ehrenamt im Sport?
Starten wir zunächst mit den guten Nachrichten: Weit mehr als acht Millionen Menschen engagieren sich freiwillig oder ehrenamtlich in Deutschlands 86.000 Sportvereinen. Davon rund zwei Millionen ehrenamtlich, also zum Beispiel als Vorstand oder als Trainerin im Verein. 6,3 Millionen Menschen sind freiwillig tätig, also kurzfristig, projektbezogen, zum Beispiel als Aushilfe bei einem Vereinsfest.
Das ist ein Spitzenwert. Zumindest im Vergleich zu anderen Bereichen wie Kultur und Musik, dem sozialen Bereich, der Kirche oder dem Umweltschutz. Nirgendwo anders engagieren sich so viele Menschen in ihrer Freizeit wie beim Sport. Aber: Diese Zahlen sind bereits jetzt zu niedrig. Und sie sinken. Während sich 2014 noch 14,9 Prozent der Über-14-Jährigen im Sportbereich engagierten, ging dieser Anteil bis 2019 auf 13,5 Prozent zurück. In absoluten Zahlen bedeutet das einen Verlust von rund einer Million Engagierten innerhalb von fünf Jahren.
Wer meint, das wäre Meckern auf hohem Niveau, dem seien dazu die Zahlen aus dem aktuellen Sportentwicklungsbericht ans Herz gelegt. Denn befragt nach ihren aktuellen Problemen, nannten in der repräsentativen Umfrage der Deutschen Sporthochschule Köln fast 60 Prozent der Vereine (also hochgerechnet gut 51.000) die Gewinnung und Bindung von ehrenamtlichen Funktionsträger*innen als ihre derzeit größte Sorge. 17,6 Prozent der Vereine (~15.000) gehen noch einen Schritt weiter und sagen, dass der Mangel an Ehrenamt sie in ihrer Existenz bedroht. Das Problem ist also ernst.
Woran hapert es?
Wie DOSB-Vorständin Michaela Röhrbein im Interview deutlich macht, haben die Menschen kein Motivationsproblem, wenn es um das ehrenamtliche Engagement geht. Menschen sind bereit, sich einzubringen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und die Aufgaben zu ihrer Lebenssituation passen. Vielmehr liegt ein Strukturproblem vor. Vereine und ehrenamtlich Engagierte beklagen zu Recht die hohe Last an Vorgaben und Bürokratie, die sie zu bewältigen haben. Wer sich in einem Sportverein engagiert, der möchte sich um den Sport kümmern und darum, dass der Verein läuft, dass Mitglieder gut betreut und Angebote weiterentwickelt werden. Und nicht um Anträge und die Einhaltung von Vorschriften. Die Realität sieht vielerorts leider anders aus. Das demotiviert die, die bereits aktiv sind, und schreckt diejenigen ab, die es eigentlich gerne werden möchten.
Wie geht es wieder bergauf?
Durch gezielte Maßnahmen, die das Ehrenamt auf der einen Seite entlasten und auf der anderen Seite mehr Wertschätzung für diese wichtige Arbeit zeigen. Mit der Ernennung von Dr. Christiane Schenderlein als erster Staatsministerin für Sport und Ehrenamt ist nicht nur ein wichtiger symbolischer Schritt getan, sondern auch praktisch ändert sich dadurch einiges. So kann Frau Schenderlein sich am Kabinettstisch der Bundesregierung gezielt und ausschließlich den Themen Sport und Ehrenamt widmen und muss sich nicht wie zuvor im Bundesinnenministerium, wo der Sport bisher angesiedelt war, noch mit 20 anderen drängenden Themen beschäftigen.
Mit dem Steueränderungsgesetz 2025 hat die Bundesregierung den Aufschlag zum Bürokratieabbau eingeläutet. Mit dem geplanten Gesetz sollen von 2026 an die steuerfreien Pauschalen für Ehrenamt und Trainer*innen steigen und die Freigrenzen für Vereine erhöht werden, so dass nicht jeder eingenommene Cent genau dokumentiert werden muss. Das hilft den ehrenamtlich Engagierten dabei, sich wieder auf das zu konzentrieren, warum sie dieses Amt ausüben: Um Spaß zu haben (95 Prozent), mit Menschen zusammenzukommen (84 Prozent) und die Gesellschaft mitzugestalten (78 Prozent).
Für Vereine, die neue Ehrenamtliche gewinnen möchten, gilt es, diese gezielt anzusprechen. So liegt etwa in der Boomer-Generation, von denen ein Großteil entweder bald in Rente geht oder es bereits ist, großes Potenzial. Denn das sind Menschen mit Zeit, Kompetenz und viel Erfahrung. Sportvereine sollten mit zielgruppengerechter Kommunikation auf diese Menschen zugehen und versuchen, sie für ein Amt im Verein zu begeistern. Jüngere Menschen dagegen, die durch Beruf und Familie womöglich weniger Freizeit haben, können über kurzfristiges, projektbezogenes Engagement an die Vereinsarbeit herangeführt und somit langsam auf ein längerfristig angelegtes Ehrenamt vorbereitet werden.
Um das Problem langfristig in den Griff zu kriegen, sollte es nicht beim einzelnen Menschen oder Verein gesucht werden. Vielmehr müssen Maßnahmen wie das Steueränderungsgesetz Teil einer umfassenderen Reform sein, die über finanzielle Freibeträge hinausgeht und echte Entlastung schafft. Als DOSB fordern wir dazu auf, langfristiges Engagement zu fördern über gezielte Qualifizierung, Freiwilligendienste und Anerkennungskultur. Wir möchten die Rahmenbedingungen verbessern durch weniger Bürokratie, digitale Unterstützung und verlässliche Strukturförderung.
Aus Studien wissen wir, dass ehrenamtlich Engagierte und Trainer*innen länger dabei bleiben, wenn sie eine entsprechende Qualifizierung über eine DOSB-Lizenz erworben haben. Mit einer Ausbildung in der Tasche fühlt man sich besser gewappnet, sicherer im Umgang mit den vielfältigen Aufgaben und hat mehr Spaß an der Arbeit. Die Qualifizierung von Menschen für ein ehrenamtliches Engagement sollte deshalb noch stärker und gezielter gefördert werden.
Wenngleich freiwillige Helfer auf Vereinsfesten wichtig sind und auch ihre Arbeit Wertschätzung verdient hat, so sind es doch die langfristig engagierten ehrenamtlichen Vorstände und Trainer*innen, die den größten Beitrag dazu leisten, die Sportvereine am Laufen zu halten und weiterzuentwickeln. Sie in den Fokus zu nehmen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen, daran müssen wir die politischen Maßnahmen messen. Und das werden wir in unserer Rolle als Dachverband des Sports auch weiterhin tun, um immer das bestmögliche Ergebnis für den Sport und unsere 86.000 Vereine zu erzielen.
Verbandsautonomie: Was das ist und wofür sie gut ist
In einem Beitrag der Sportschau vom Wochenende (28. September) wird die Verbandsautonomie im organisierten Sport anhand der Vorkommnisse im Deutschen Verband für Modernen Fünfkampf (DVMF) adressiert. Dabei wird auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) als Dachverband des deutschen Sports angesprochen. Es wird kritisiert, dass wir bei vermeintlichem Fehlverhalten, Zerwürfnissen oder Problemen in Sportverbänden, die bei uns im DOSB Mitglied sind, untätig seien und nicht eingreifen würden.
Was es damit auf sich hat und was die Verbandsautonomie an Eingriffen erlaubt und was nicht, erklären wir deshalb hier.