Neues aus Sportdeutschland

Von der Idee zur Praxis: Projekte im Fokus beim Gallery Walk

Beim Fachforum „Integration durch Sport“ 2025 hieß es nicht nur zuhören und diskutieren - im Rahmen eines Gallery Walks wurden innovative Projekte und Partner*innen sichtbar, die tagtäglich Integration, Vielfalt und Teilhabe im Sport leben.
Die Teilnehmenden der Veranstaltungen hatten Gelegenheit, an den einzelnen Projekt-Stationen ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und sich Anregungen für die eigene Arbeit mitzunehmen. Damit die Ideen nicht nur vor Ort wirken, sondern auch danach präsent bleiben, stellen wir einige Projekte hier im Überblick vor.

Willkommen im Radsport - Gemeinsam in die Pedale treten 

„Willkommen im Radsport“ steht für Vielfalt, Teilhabe und Gemeinschaft. Das Projekt von German Cycling bringt Menschen unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht oder Erfahrung zusammen - und geht dabei über bloße Teilnahme hinaus. In den letzten Jahren wurden über 60 Vereine begleitet, mehr als 1.000 Engagierte geschult und das Kids-Rad-Diplom als inklusives Angebot entwickelt.
Besondere Erfolge: Trainer*innen als Schlüssel zur Integration, Vorbilder für Kinder mit Fluchterfahrung und barrierefreie Materialien in einfacher Sprache. Ziel ist es, Hürden abzubauen und gemeinsam in die Pedale zu treten.

Fit und verbunden gegen Einsamkeit 

Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, insbesondere jene mit Fluchterfahrung, erleben in Deutschland deutlich häufiger Gefühle der Einsamkeit als der Rest der Bevölkerung. Sportvereine schaffen niedrigschwellige Gelegenheiten und Kontakte auf Augenhöhe, die das gemeinsame Erleben im Sport in den Fokus rücken, sodass Unterschiede in Herkunft oder Sprachkenntnissen überbrückt werden. Sie werden als Orte wahrgenommen, die Einsamkeit vermindern.
Im Projekt „Fit und verbunden gegen Einsamkeit“ (FIVE) setzt der DOSB auf eine noch stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit des Sports mit lokalen Akteuren, die mit Menschen mit erhöhten Einsamkeitsbelastungen im vertrauensvollen direkten Kontakt stehen: In sechs Modellregionen bundesweit entstehen lokale Allianzen zur Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit aus Sportvereinen, Migrant*innenselbstorganisationen, kommunalen Verwaltungen, Mehrgenerationenhäusern und weiteren Partner*innen. Deren Ziel ist es, vor Ort Bedarfe zu identifizieren und gemeinsam passgenaue (Bewegungs-)Angebote zu entwickeln.

Flucht und Behinderung - Frauen entlasten, Teilhabe stärken

Seit 2022 unterstützt der Landessportverband für das Saarland mit dem Projekt „Flucht und Behinderung“ Frauen mit Fluchterfahrung, die Angehörige mit Behinderung pflegen. Ihre Lebenssituation ist oft geprägt von Überlastung, Sprachbarrieren und fehlendem Zugang zu Hilfsangeboten. Herzstück des Projekts sind sogenannte Erzählcafés: geschützte Räume für Austausch, Beratung, Bewegung und psychosoziale Entlastung. Ergänzt wird das Angebot durch pflegespezifische Sprachförderung, aufsuchende Beratung und erste Schritte in den Sport. Ziel ist es, Isolation zu verhindern, Selbstwirksamkeit zu stärken und konkrete Hilfen im Alltag zu bieten.

Bewegungslandkarte - Sportangebote finden leicht gemacht

Die Bewegungslandkarte (BeLa) des DOSB ist die bundesweite Online-Suchplattform für Sport- und Bewegungsangebote von Vereinen und Verbänden. Nutzer*innen finden wohnortnah Kurse, Trainingszeiten und Events - gefiltert nach Ort, Datum, Sportart, Zielgruppe, Niveau und Barrierefreiheit. Vereine präsentieren ihre Angebote kostenlos, aktualisieren Zeiten und Kontaktinfos und gewinnen so neue Mitglieder. Die Karte vernetzt Kommunen, Schulen und Initiativen und macht Bewegung sichtbar - transparent, aktuell und verlässlich. Einfach suchen, auswählen, teilnehmen - für mehr Bewegung im Alltag.

Mittendrin in Sport und Gesellschaft - Migrantenorganisationen stärken

Der Landessportbund Sachsen-Anhalt e.V. unterstützt mit dem Projekt „Mittendrin in Sport und Gesellschaft“ gezielt Migrant*innenorganisationen, die sportliche Angebote für ihre Community aufbauen möchten. Der LSB hilft dabei, eigene Sportangebote zu starten und Kooperationen zu Sportvereinen zu initiieren. Durch Qualifizierungsangebote sollen Menschen mit Migrationshintergrund die Sportlandschaft als Übungsleiter*innen und Trainer*innen aktiv mitgestalten. Ziel ist es, den Sport als Brücke für Teilhabe, Begegnung und Gemeinschaft zu nutzen. Das Projekt richtet sich insbesondere an Frauen und Mädchen mit Migrationsgeschichte und an Migrant*innenorganisationen in vorwiegend ländlichen Räumen.

Salto Vielfalt - Diversität und Anti-Diskriminierung im DTB

Das Projekt „SALTO VIELFALT“ des Deutschen Turner-Bunds (DTB) umfasst Bildungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen zu Diversität und Anti-Diskriminierung. Beim Internationalen Deutschen Turnfest 2025 in Leipzig - mit rund 80.000 Teilnehmenden das weltweit größte Wettkampf- und Breitensportevent - gab es eine Podiumsdiskussion mit Expert*innen aus Wissenschaft, Projektarbeit und Verbandspolitik, interaktive Abfragen zu Diskriminierungserfahrungen sowie Expert*innenstunden zu Queerness und Antirassismus im Sport. In der zweiten Jahreshälfte entsteht ein Bildungstool in Zusammenarbeit mit dem DTB-Projektbeirat Diversität, das Übungsleitenden, Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen hilft, Diversität zu fördern und Diskriminierung zu erkennen und entgegenzuwirken.

Intermis – Stimme migrantisch geprägter Sportvereine

Intermis ist der bundesweite Verband migrantisch geprägter Sportvereine. Sie vertreten Sportvereine, die in besonderer Weise von Menschen mit familiärer Einwanderungsgeschichte getragen werden - sportlich, organisatorisch und strukturell. Das Ziel ist es, diese Sportvereine als festen Bestandteil der organisierten Sportlandschaft sichtbar zu machen, ihre Perspektiven in Entscheidungsprozesse einzubringen und ihre Teilhabe auf allen Ebenen zu stärken. Intermis versteht sich als Brückenbauer und Kooperationspartner mit dem klaren Fokus, bestehende Strukturen gemeinsam mit den Sportverbänden weiterzuentwickeln - für einen offenen, vielfältigen und zukunftsfähigen Sport.

Diese Vielfalt an Projekten zeigt, wie breit der Gedanke von Integration und Teilhabe im Sport wirkt - von der lokalen Initiative bis zum bundesweiten Verband. Sie alle eint das Ziel: Sport als Brücke für Begegnung und eine offene Gesellschaft

„Mein Job ist es, anderen Menschen das Feld zu bereiten“

Im Dezember 2021 wurde André Henning als Bundestrainer der deutschen Hockeyherren vorgestellt. 37 Jahre war er damals erst alt, hatte aber schon 14 Jahre Erfahrung als Chefcoach gesammelt. Innerhalb von vier Jahren holte der gebürtige Velberter mit seinem Team EM- und WM-Gold sowie die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Anlässlich des Global Coaches Day an diesem Donnerstag (25. September) spricht der studierte Jurist über die Herausforderungen, denen sich Trainer*innen im deutschen Leistungssportsystem stellen müssen - und darüber, warum er trotzdem seinen Traumjob gefunden hat.

DOSB: André, unter dem Hashtag #ThanksCoachDay können am Global Coaches Day Danksagungen an Trainer*innen versendet werden. Was ist der schönste Dank, den du bekommen kannst?

André Henning: Solche Tage sind für mich eher Show, für ehrliche Wertschätzung braucht es sicherlich mehr als Hashtags. Den schönsten Dank erhalte ich in internen Feedbackrunden. Zuletzt hat dort ein langgedienter Nationalspieler gesagt, er sei sehr glücklich, dass er noch ein paar Jahre bei uns weitergemacht hat. Gar nicht wegen der Erfolge, sondern weil er sich in unserem Kreis so wohl, wertgeschätzt und sicher fühlt. Genau das ist die Atmosphäre, die mein Staff und ich schaffen wollen, damit die Spieler so leistungsorientiert wie möglich arbeiten können und dabei mental und physisch gesund bleiben. So ein Lob bedeutet mir sehr viel.

Du hast deine eigene, durchaus vielversprechende Spielerkarriere früh wegen eines Kreuzbandrisses beenden müssen. Was hat damals den Ausschlag dafür gegeben, dass du als 23-Jähriger das Amt des Cheftrainers beim Bundesligisten Uhlenhorst Mülheim übernommen hast?

Die Menschen im Verein, die mich gebeten und letztlich überredet haben, in einer Notsituation zu helfen. Ich wollte eigentlich Jurist werden, Cheftrainer im Leistungssport kam in meiner Lebensplanung nicht vor. Aber ich wollte die Jungs nicht hängen lassen, und so habe ich damals den Sprung auf die Bundesliga-Trainerbank gewagt.

Eine Entscheidung, die mit Blick auf deinen Erfolgsweg nicht die schlechteste war. Dass du Bundestrainer werden würdest, haben viele schon früh geahnt. Wann hattest du erstmals das Gefühl, dass dieser Schritt kommen würde?

Ich bin grundsätzlich kein Mensch, der zu weit in die Zukunft plant. Bevor ich die Nachfolge von Kais al Saadi übernahm, hatte es schon mehrfach die Gelegenheit gegeben. Aber erst damals spürte ich, dass die Zeit dafür reif war. Ich kannte viele der Spieler aus meinen Stationen in der Bundesliga oder von den U-Nationalteams und wusste, dass mit dem Team etwas gehen kann und dass diese Spieler es verdienen würden, dass ich mich voll für sie reinhänge. Ich bin sehr froh und dankbar, dass mir der Deutsche Hockey-Bund diese Chance gegeben hat.

Die erfolgsverwöhnten deutschen Herren hatten seit 2013 keinen Titel gewonnen. Seit du da bist, sind sie Welt- und Europameister geworden und haben Olympiasilber geholt. Was bedeutet dir das?

Auch wenn es ein wenig pathetisch klingen mag: Persönlich bedeuten mir die Erfolge fast gar nichts, ich mache mir wenig aus Titeln, kann mit dem Begriff Weltmeistertrainer nichts anfangen. Aber wenn ich sehe, was es den Jungs bedeutet, diese Titel zu gewinnen, und auch dem Verband und unserem Umfeld, dann macht es mich glücklich und treibt mich an, weiterhin erfolgreich zu sein. Diese positiven Emotionen haben natürlich auch mich tief berührt.

Worin, wenn nicht in Titeln, misst du denn deinen persönlichen Erfolg?

Mir ist schon bewusst, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben und dass die Leistung eines Trainers auch in Titeln gemessen wird. Aber mir kommt der Faktor, dass Menschen ihr Glück finden in dem, was sie tun, oft zu kurz. Für mich steht also im Vordergrund, dass sich die Menschen, die ich führen darf, wohlfühlen und ich dabei mithelfen kann, ihnen ein Umfeld zu schaffen, in dem sie ihre Leistung optimal abrufen können, denn nur dann ist maximaler Erfolg möglich. Die Titel, die wir mit dem Herren-Nationalteam gewonnen haben, sind das Ergebnis des Teamgeists und der Art des Miteinanders, das wir pflegen. Deshalb messe ich meinen Erfolg an erster Stelle daran, ob es uns gelingt, dieses Umfeld zu schaffen.

Ein großes Herz für das Ehrenamt - einfach unbezahlbar

Über Geld wird viel geredet, auch im Sport. Aber das, was sie für unbezahlbar hält, kann Daniela Anschütz-Thoms derart emotional schildern, dass nicht einmal für eine Sekunde Zweifel daran aufkommen, dass sie ihr Engagement nicht von monetärer Entlohnung abhängig macht. „Wenn Kinder nach langem Üben feststellen, dass sie etwas können, freue ich mich jedes Mal von Herzen mit. Es ist richtig cool, sie dabei zu beobachten, wie stolz sie sind, etwas gelernt zu haben. Und diejenige zu sein, die ihnen das beibringt, ist das, was die Aufgabe so besonders und befriedigend macht“, sagt die 50-Jährige. Weil an diesem Donnerstag (25. September) der Global Coaches Day ansteht, waren wir auf der Suche nach einer Übungsleiterin, die stellvertretend für ihre Zunft die guten und herausfordernden Seiten des Ehrenamts beleuchtet, auf Daniela Anschütz-Thoms gestoßen. Und im Gespräch wird schnell klar, wie passend diese Wahl war.  

Als zweimalige Olympiasiegerin in der Teamverfolgung (2006 in Turin und 2010 in Vancouver) hätte die ehemalige Weltklasse-Eisschnellläuferin ohne Frage eine hauptamtliche Karriere im Trainerbereich anschließen können. „Aber ich habe mich bewusst dafür entschieden, aus dem System auszusteigen. Nicht, weil ich den Sport nicht mehr liebe, sondern weil ich noch einmal ein anderes Leben kennenlernen wollte“, sagt sie. Ihr Geld verdient die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin deshalb als Angestellte im Thüringer Wirtschaftsministerium. Aber weil der Sport weiterhin eine Herzensangelegenheit für sie ist, übernahm sie, als ihre Tochter Mia (heute 14) 2016 mit dem Eisschnelllaufen begann, bei ihrem Heimatverein ESC Erfurt, dem sie auch nach der aktiven Karriere immer treu geblieben war, eine Übungsleitung im Jugendbereich.

Sport soll Kindern in erster Linie Spaß bringen

Ihre Aufgabe ist es, dreimal pro Woche Kinder der Klassenstufen eins bis vier im Eisschnelllauf auf den Wechsel an die Eliteschule des Sports in der Landeshauptstadt Thüringens vorzubereiten. „Ich mache das sicherlich nicht des Geldes wegen. Die Summen, die ich als Olympiasiegerin fordern könnte, könnte kein Verein bezahlen. Aber darum geht es mir nicht“, sagt sie. Ihr Antrieb sei, ihre Erfahrungen aus dem Leistungssport weiterzugeben und Kinder dabei zu unterstützen, einen ähnlichen Weg einschlagen zu können. „Die Einstellung der Gesellschaft zum Leistungssport hat sich über die vergangenen Jahrzehnte deutlich verändert, er hat längst nicht mehr den Stellenwert, den ich noch zu DDR-Zeiten auf der Sportschule vermittelt bekommen habe. Ich glaube aber, dass es wichtig ist, den Kindern zu erklären, was Leistungssport ihnen bieten und bringen kann“, sagt sie. Der Sport habe sie zu dem Menschen gemacht, der sie heute sei. „Und ich möchte anderen zeigen, dass es sich lohnt, sich für etwas anzustrengen“, sagt sie.

Dazu gehöre eine gewisse Strenge, die sie jedoch nicht überstrapaziere. „Natürlich klagen Kinder manchmal, dass das Training anstrengend ist und ihnen auch mal etwas weh tut. Dann sage ich: Genau dafür sind wir doch hier! Im Leben bekommt ihr später auch nichts geschenkt, da hilft es nichts, sofort aufzugeben, wenn es mal weh tut.“ Dennoch achte sie darauf, dass die Balance aus Anstrengung und Vergnügen gewahrt bleibe. „Den Kindern soll Sport in erster Linie Spaß bringen, nur dann bleiben sie dabei und können das Beste aus sich herausholen“, sagt sie. Und wenn dann Glücksmomente wie die eingangs beschriebenen gemeinsam erlebt werden, spüre sie, warum die Entscheidung für das Ehrenamt richtig war.

IdS-Fachforum: Zukunft gemeinsam gestalten - stark im Wandel, klar in der Haltung

Rund 80 Teilnehmende aus den Landessportbünden und -jugenden und Vertreter*innen des BAMF trafen sich am 16. und 17. September im DOSB in Frankfurt zum Fachforum des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ (IdS) zusammen. Unter dem Motto „Zukunft gemeinsam gestalten!“ wurde zwei Tage lang diskutiert und nach vorne gedacht: Welche Chancen eröffnen sich, wo liegen Herausforderungen - und wie kann IdS auch künftig als starkes Netzwerk wirken? 

DOSB-Vorständin Michaela Röhrbein und Daniel Dwars, Referatsleiter im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, betonten die Bedeutung des Austauschs und appellierten, den Dialog lebendig zu halten. Deutlich wurde: IdS muss sich den wandelnden sozialen und politischen Rahmenbedingungen stellen - von demographischen Entwicklungen bis hin zu zunehmenden antidemokratischen Bewegungen und den anstehenden finanziellen Verhandlungen im Bundeshaushalt - was mit Blick auf die neue Förderphase ab 2027 elementar ist. „Ab 2027 werden wir verhandeln müssen, denn wir sehen uns einem Sparhaushalt gegenüber. Unsere Hausaufgabe ist es, das Programm zu halten und für die Zukunft zu sichern! Wir müssen Strukturen bewahren und danach schauen, wie wir das Programm ausbauen können. Vereinsarbeit braucht Sicherheit und stabile Strukturen - deswegen ist es das allerhöchste Ziel, dass wir diese bewahren und nachhaltig verankern können“, so Dwars.

Klare Linien gegen antidemokratische Tendenzen

Im Rahmen einer Art „Live-Podcast“ zum Thema „Umgang mit antidemokratischen Haltungen im Sport“ mit der DOSB-Referentin für Demokratieförderung, Nina Reip, wurde die besondere Verantwortung des Sports als Teil der Zivilgesellschaft betont. Diskutiert wurden zentrale Fragen wie: Welche Rolle nimmt der organisierte Sport in gesellschaftlichen Entwicklungen ein, wo liegen seine Chancen und wo die Grenzen? Denn Sport ist nie neutral - wohl parteipolitisch unabhängig, aber immer gesellschaftspolitisch wirksam. Haltung zeigt sich dabei in klaren Werten wie Fairness, Respekt und der Anerkennung des Gegenübers als Mensch. Vereine sind gefordert, rote Linien sichtbar zu machen, um Sicherheit zu schaffen und demokratische Prinzipien zu wahren. Gleichzeitig braucht es Räume für Auseinandersetzung, da Konflikte unausweichlich sind. Als besondere Bedrohung wurde Rechtsextremismus benannt, der zunehmend versucht, den Sport zu unterwandern. Dem kann nur mit klarer Haltung, Konfliktfähigkeit und einer wehrhaften Zivilgesellschaft begegnet werden. Dabei gilt: Niemand steht allein. IdS kann als starker Anker wirken - doch dafür ist entscheidend, dass sich Vereine und Verbände ihrer eigenen Rolle bewusst werden und diese sichtbar machen, um als Teil eines starken Netzwerks gemeinsam Haltung zu zeigen.

„Anpassung mit Weitblick - IdS stellt die Weichen“

Mit Blick auf die Zukunft stand beim Fachforum das Thema Strategieanpassung des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ im Mittelpunkt. Solche Anpassungen sind im Abstand weniger Jahre üblich - diesmal jedoch besonders umfassend. Hintergrund sind tiefgreifende gesellschaftliche Entwicklungen, personelle Veränderungen im DOSB und BAMF sowie die Ergebnisse aus dem Innovationspanel 2023 und der Dialogtour 2024. Die klare Erkenntnis: IdS braucht strukturelle Veränderungen und ein neues Leitbild als inhaltlichen Kompass. Deshalb wurde eine AG Strategie ins Leben gerufen, die die Ausgangslage neu verortet, Zielgruppen schärfer definiert und zentrale Leistungsbereiche weiterentwickelt hat. Im Fachforum selbst konnten die hauptamtlichen IdS-Mitarbeiter*innen in einem interaktiven World Café Feedback geben: Was überzeugt, wo liegen Stolpersteine, welche Chancen eröffnen sich? Denn: „2030 beginnt heute! Eine nachhaltige Integration in und durch den Sport braucht eine nachhaltige Strategie, die durch ein einheitliches Vorgehen auf Bundesebene bei gleichzeitigen, individuellen Gestaltungsspielräumen auf Länderebene gekennzeichnet ist“, betonte Marco Arsenijevic, kommissarischer Fachbereichsleiter Sport und Gesellschaft sowie Programmleiter von IdS beim Landessportbund Sachsen.

Praxisnah, vielfältig, vernetzt

Der zweite Tag des Fachforums stand ganz im Zeichen der Praxis. In interaktiven Workshops rückten Themen wie Vereinsberatung, (Anti-)Rassismus, Haltung im Sport oder praxisnahe Tools wie KI und Canva in den Fokus. Die Teilnehmenden diskutierten Bedarfe, tauschten Erfahrungen aus und entwickelten neue Ideen für ihre Arbeit vor Ort. Ein „Gallery Walk“ bot zudem Raum, verschiedene Projekte aus dem Bundesprogramm, dem DOSB und angedockten Projekten kennenzulernen.

Gemeinsamer Ausblick

Das Fachforum hat deutlich gemacht: Die Zukunft von „Integration durch Sport“ wird im Miteinander gestaltet. Zwei Tage voller Diskussionen, Impulse und praktischer Einblicke haben wieder gezeigt, wie groß die Kraft des Netzwerks ist. IdS wirkt nicht allein über Konzepte und Strategien, sondern vor allem dort, wo Begegnung stattfindet. Mit dem Fachforum wurde so nicht nur über Inhalte beraten, sondern auch das Bewusstsein gestärkt: IdS gestaltet die Zukunft gemeinsam.

Studie zeigt: Sportvereine sind die wichtigste Institution für gesellschaftlichen Zusammenhalt

Sportvereine leisten den mit Abstand wichtigsten Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland.

Das geht aus einer aktuellen, repräsentativen Studie hervor, die das Leibniz-Institut für Medienforschung sowie das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt und mindline media gemeinsam mit ARD, ZDF und Deutschlandradio im Frühjahr 2025 durchgeführt haben und deren Ergebnisse am gestrigen Mittwoch, 17. September, vorgestellt wurden. Für die Studie wurden 1.351 Personen ab 14 Jahren befragt.

In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher und politischer Polarisierung gaben 65 % der befragten Personen an, dass der Beitrag von Sportvereinen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt „sehr hoch“ oder „eher hoch“ sei. Damit liegt der Sport deutlich an erster Stelle aller genannten Bereiche, noch vor der Wissenschaft (58 %), dem Bundesverfassungsgericht (55 %) und den öffentlich-rechtlichen Medien (53 %).

Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, sieht in den Umfrageergebnissen eine Bestätigung der Arbeit der Vereine: „Der Sport mit seinen 86.000 Vereinen ist der größte Bereich in unserer Gesellschaft, der Menschen aus allen Schichten und Kulturen noch zusammenbringt. Sportvereine sind die wichtigste Institution für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. Was sie Woche für Woche leisten, ist durch nichts zu ersetzen. Diese Studie ist ein deutliches Signal an alle Entscheider in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: Fördert den Sport, denn er gibt uns allen ein Vielfaches von dem zurück, was wir in ihn investieren.“

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